http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0204
te der Besucher über den mit Blumenanlagen geschmückten Haupthof zum
Haupttrakt, dessen Mitte die Anstaltskirche, ein schmaler hoher Bau, bildete.
Unter ihr befand sich der Festsaal der Anstalt, ein Ort vielfältigen künstlerischen
und geistigen Lebens, das die Illenau während der ganzen Zeit ihres Bestehens
kennzeichnete. Dem Haupttrakt seitlich vorgelagert waren in östlicher
Richtung der Männer- und in westlicher Richtung der Frauenbau mit ihren
Häusern, Höfen und Gärten. Den Haupthof begrenzten vom Eingang her auf
beiden Seiten ein Gebäude mit den Diensträumen und darüber den Dienstwohnungen
. Von ihnen führten Säulenhallen, hinter denen auf der Männerseite
die Apotheke und auf der Frauenseite die umfangreiche Bibliothek untergebracht
waren, hin zum Haupttrakt. Alle Gebäude des Baukomplexes waren
durch Gänge miteinander verbunden, so daß die Illenau eine einheitliche, geschlossene
Anlage darstellte.
In diesem Gebäudekomplex befanden sich 2 Anstalten, jede nach Geschlechtern
getrennt, die Heilanstalt für jene Kranke, die eine baldige Heilung erhoffen
ließen, und die Pflegeanstalt, in der Unheilbare verwahrt wurden. Zwar
räumlich geschieden voneinander und in ihren Aufgaben verschieden, bildeten
sie doch dank der gleichen Leitung und der gemeinsamen Einrichtungen eine
Einheit.
Zur Illenau gehörten außerdem eine große Landwirtschaft und Gärtnerei, die
sie mit den erforderlichen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch, Obst, Gemüse,
Kartoffeln u. a. teilweise versorgten, dazu verschiedene Handwerksbetriebe
wie Bäckerei, Metzgerei, Wäscherei usw., später auch ein Maschinenhaus, das
den elektrischen Strom lieferte. So war Illenau nicht nur räumlich sondern
auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine Welt für sich.
Nach außen durch einen Zaun abgeschlossen konnte sie nur durch den Haupteingang
betreten werden, so daß sich kein Unbefugter in ihr aufhalten und
kein Kranker ohne Erlaubnis sie verlassen konnte. Ungestört von der Außenwelt
sollte den Kranken Stille und Ruhe als Voraussetzung für ihre Heilung geboten
werden.
Die Leitung der Anstalt
Als Landesirrenanstalt war die Illenau dem Ministerium des Innern in Karlsruhe
unterstellt. Dieses führte die Aufsicht über sie, erließ die Verordnungen
über die Verwaltung des Hauses, übernahm einen Teil der Kosten und ernannte
und entließ die Ärzte und das Pflege- und Dienstpersonal.
Die Leitung selbst lag in den Händen eines Direktors, und dieser war im Gegensatz
zur Heidelberger Zeit ein Arzt. So galten für alle Maßnahmen des
Hauses vor allem ärztliche Gesichtspunkte und nicht mehr verwaltungstechnische
oder finanzielle. Damit wurde aber von dem Direktor nicht nur Fachwissen
, sondern auch wirtschaftliches Denken und die Fähigkeit, Menschen zu
führen, verlangt.
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