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auch Gottesdienst ab. Allerdings mußte er auf Grund des Pfarrbanns bis 1844
dem katholischen Pfarrer von Achern als dem zuständigen Standesbeamten
die Taufen, Aufgebote und Beerdigungen von Evangelischen mitteilen. Infolge
Überlastung des Anstaltsgeistlichen, der großen Entfernungen, aber auch
der Zunahme der Evangelischen in den genannten Orten wurden dort Seelsorgestellen
eingerichtet, so in Achern 1890 ein Vikariat, das 1892 zur Pastorationsstelle
erhoben wurde. Aus ihr entstand 1905 die evangelische Kirchengemeinde
Achern. Doch war auch weiterhin für die evangelischen Angehörigen
der Illenau der dortige Pfarrer zuständig, der sie traute und beerdigte und ihre
Kinder taufte und konfirmierte.
1936 wurde durch Erlaß des Reichsstatthalters Robert Wagner die kath. Kirche
und die evangelische Seelsorgestelle aufgehoben und die beiden Oberpfarrer
in den Ruhestand versetzt. Danach übertrug das Ordinariat in Freiburg die
Seelsorge für die Katholiken dem Pfarramt Oberachern als der nächstgelegenen
Seelsorgestelle, während die Evangelischen vom evangelischen Pfarramt
Achern betreut wurden.
Gemeinsam war auch beiden Konfessionen der schöne Waldfriedhof im „Ille-
nauer Wäldele", in dem seit 1859 die Toten der Anstalt bestattet wurden.
Nach Auflösung der Illenau wurde er aufgegeben, doch dürfen auch heute
noch ehemalige Pfleger und Pflegerinnen darin begraben werden. Viele Grabsteine
erinnern heute noch an Kranke, die in der Anstalt Heilung suchten.
Dort ruhen unter ihren früheren Pfleglingen die Direktoren Roller, Hergt,
Schüle und Thoma samt ihren Angehörigen, Mitglieder alter Adelsfamilien,
Ärzte, Künstler, Kaufleute, Pfleger und Pflegerinnen, die Toten der Illenauer
Familie. Seit 1955 steht der Friedhof unter der Obhut der Stadt Achern.
Das Pflegepersonal der Illenau
Was wäre die Illenau trotz ihrer hervorragenden Ärzte ohne das Pflegepersonal
, das sich unverdrossen und unermüdlich für die Kranken einsetzte. Die ersten
Wärter und Wärterinnen kamen zusammen mit den Transporten aus Heidelberg
. 1844 waren es 58; mit der Zunahme der Patienten erhöhte sich ihre
Zahl. Sie belief sich 1864 auf 90, 1901 auf 138, 1915 auf 177 und bei der Auflösung
der Anstalt auf 221. Anfangs überwog die Zahl der Pfleger später die
der Pflegerinnen. Die Oberaufsicht über sie führten im allgemeinen 2 Oberpfleger
und 3 Oberpflegerinnen. Auf eine Pflegeperson kamen 1864 4,8 Kranke
, 1903 3,6, 1913 3,46, 1930 3,2.
Wer unter das Pflegepersonal aufgenommen werden wollte, mußte nicht nur
guten Willen und Unbescholtenheit besitzen, sondern auch eine gewisse Bildungsfähigkeit
. Aus einer Anwartschaftsliste wurden die Geeigneten ausgewählt
und nach Bedarf eingestellt. Während einer Probezeit führte sie eine erfahrene
Pflegeperson in die Aufgaben des Dienstes ein, während ein Arzt die
erforderlichen medizinischen Kenntnisse vermittelte. Danach wurde über die
Einstellung entschieden. Viel wurde für die Weiterbildung des Pflegepersonals
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