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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 213
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Zu dem Gehalt bekam des Pflegepersonal noch jährlich die sog. Remunerationen
, einen Anteil an jenen Geldern, die von Patienten oder ihren Angehörigen
als Dank für die Pflege in eine gemeinsame Kasse gespendet worden waren
und die jährlich verteilt wurden. Außerdem konnte bedürftigen Pflegern und
ihren Hinterbliebenen eine Unterstützung aus der Hergt-Weidmannschen
Unterstützungskasse zugewendet werden. Auch um die Wohnmöglichkeiten
der verheirateten Pfleger kümmerte sich die Anstaltsleitung. Für sie wurde bereits
1865 ein Wohnhaus gebaut, ein weiteres kam 1903 dazu, 1920/22 wurden
zwei weitere Häuser gebaut.

Unter den Pflegern gab es verschiedene Vereinigungen, so eine Blaskapelle,
einen gemischten Chor (Pfleger u. Pflegerinnen), einen Kirchenchor, einen
Turnverein, die bei den Veranstaltungen der Anstalt mitwirkten.

Es war mitunter ein schwerer Dienst, den das Pflegepersonal zu leisten hatte.
Schon der beständige Umgang mit Geisteskranken erforderte eine robuste Gesundheit
. Ihre Unberechenbarkeit, die gelegentliche Bedrohung durch körperliche
Angriffe, bei einzelnen die Neigung zur Flucht und zu Selbstmord zwangen
zu ständiger Wachsamkeit und Beobachtung, die jedoch wieder so sein
sollte, daß sich der Kranke nicht allzusehr in seiner Freiheit eingeengt fühlte.
Immer mußten sich Pfleger und Pflegerinnen daran erinnern, daß sie es mit
Kranken zu tun hatten, denen sie mit Geduld und Schonung begegnen und auf
die sie durch freundlichen Zuspruch einwirken sollten. Da die Pfleglinge als
nicht verantwortlich für das, was sie taten und sagten, betrachtet wurden, waren
ihre Beschimpfungen und Widersetzlichkeiten mit Nachsicht zu ertragen
und nicht zu bestrafen. Immer sollten sich die Pfleger und Pflegerinnen der
Menschenwürde der Geistesgestörten bewußt sein. Schließlich mußten sie
auch darauf achten, daß mit den Mitteln des Hauses sparsam umgegangen
und die Einrichtungsgegenstände schonend behandelt wurden. Bei dem autoritären
Führungsstil des Hauses ist es nicht verwunderlich, daß Verstöße gegen
die Hausordnung und Nachlässigkeit im Dienst streng bestraft wurden, gar
wenn Kranke geschlagen wurden. Es war eine Ehre, in der Illenau Dienst verrichten
und der Illenauer Familie angehören zu dürfen. Das trug wiederum dazu
bei, das Selbstbewußtsein des Pflegepersonals zu erhöhen. Während des
1. Weltkriegs, als viele Pfleger zum Heeresdienst einrücken mußten, wurden
auf verschiedenen Abteilungen der Männerstation auch Pflegerinnen zur vollsten
Zufriedenheit der Anstaltsleitung eingesetzt.

4. Die Illenau und ihre Kranken

Vom 6. 1. bis 26. 3. 1894 weilte der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob
als Patient in der Illenau. In seinem Buch „Aus kranken Tagen" schreibt er
als Wort des Abschieds von diesem Haus: „Illenau, das gefürchtete, geflohene
, verabscheute, das infamierende war mir in den Tagen des Sturmes der rettende
Hafen. Es nahm mich auf in einer Zeit, da ich nicht wußte, an welcher

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