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ren Rücken wurde eine Zahl geschrieben. Die in weiße Mäntel gekleideten Be-
gleitspersonen brachten sie, wenn sie nicht freiwillig gingen, mit Gewalt in die
Wagen. Die Vorhänge blieben zugezogen. Die Fahrt begann, die Kranken
wußten nicht wohin. Das Ziel war Grafeneck. Dort mußten sie sich entkleiden
, wurden einem Arzt zur Untersuchung vorgestellt und gingen anschließend
in die als Duschraum eingerichtete Garage. Die Türen wurden geschlossen
. Kohlenoxydgas strömte ein. Nach wenigen Minuten waren sie tot. Die
Leichen wurden auf 2 im freien stehenden Verbrennungsöfen eingeäschert
und die Urnen mit der Asche auf einem Platz in der Nähe beigesetzt. Nun aber
erfuhr die Öffentlichkeit von den furchtbaren Verbrechen. Der ständig aufsteigende
Rauch der Verbrennungsöfen, der Geruch von verbranntem Fleisch
erregte die Bevölkerung der umgebenden Dörfer. Nachdem immer mehr genaue
Nachrichten durchgesickert waren, steigerte sich die Erbitterung so sehr,
daß ab November die Verbrennungen in Grafeneck eingestellt werden mußten.
Auch in die Illenau kam die Kunde. Das Standesamt Grafeneck — das Haus
hatte ein eigenes — teilte den Angehörigen der Toten mit, daß ihr Familienmitglied
hatte verlegt werden müssen, daß es an einer (willkürlich angenommenen
) Krankheit gestorben sei und daß die Leiche wegen Seuchengefahr hatte
eingeäschert werden müssen. Nun liefen bei der Anstaltsleitung Briefe ein, in
denen sich die Angehörigen beschwerten, warum man ihnen nicht mitgeteilt
habe, daß der Kranke verlegt werden mußte, daß er schwer erkrankt sei, daß
er an einer Krankheit gestorben sei, von der sie bislang nie etwas gehört hatten
.
Der Vergasungsraum (ehem. Garage
) in Grafeneck (Die Aufnahme
stammt von 1962).
Aufn. Samariterstift Grafeneck/
Gomadingen
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