http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0232
Wettmann,63 um mit ihm zu beraten, was er tun solle. Eingehend besprachen
sie die gefährliche Situation, bei der auch die Folgen für die Familie bedacht
werden mußten. Römer kam dabei zur Einsicht, daß ihm nichts anderes übrig
bleibe, als den Rücktritt von seinem Amt zu erklären und um Versetzung in
den Ruhestand zu bitten. Am 28. 6. meldete sich Römer krank. Am 8. 7.64 verließ
er die Illenau und hat seinen Dienst dort nicht mehr aufgenommen. Am
31. 10. wurde er auf Antrag in den Ruhestand versetzt.
Nach der Krankmeldung Römers übernahm auf Veranlassung Sprauers Arthur
Schreck, der Direktor der Anstalt Rastatt und danach der Direktor von
Wiesloch, kommissarisch die Leitung der Illenau. Nun gab es keine Verzögerung
mehr in der Räumung, keinen Widerstand gegen die staatlichen Befehle.
Allerdings ging kein Transport mehr nach Grafeneck ab. Am 19. 7. fuhr einer
mit 40 Männern und 40 Frauen nach Reichenau, ebenso einer am 26. 7. mit 60
Frauen. Am 2. 8. folgte einer mit 70 Männern nach Emmendingen und am
16. 8. einer mit 70 Männern nach Wiesloch65. Ob dabei Emmendingen und
Wiesloch Zwischenstationen für Grafeneck bzw. Hadamar waren, läßt sich
nicht mehr feststellen.
Am 17. 8. übernahm Medizinalrat Hoffer, ein Arzt der Illenau, die Vertretung
der Direktion. Der Abtransport der Kranken lief weiter. 5 Transporte brachten
232 Geisteskranke nach Emmendingen und einer 17 nach Wiesloch66. So
war schließlich die Illenau geleert.
Durch Verordnung vom 19. 12. 1940 wurde sie als Heil- und Pflegeanstalt gestrichen
.67
Mit der Auflösung der Illenau waren 11 Ärzte, 221 Pfleger und Pflegerinnen
sowie 15 Verwaltungsbeamte frei geworden. Die Ärzte wurden, soweit sie
nicht zum Sanitätsdienst eingezogen waren, anderen Irrenanstalten zugewiesen
. Von den Pflegern standen viele im Heeresdienst. Von dem übrigen Personal
ließen sich viele in den Ruhestand versetzen, einige schieden freiwillig aus
dem Dienst aus. Der Rest wurde anderen Anstalten zugeteilt68. Das bewegliche
Eigentum wurde inventarisiert und verblieb zunächst am Ort. Die umfangreiche
Bibliothek erhielt die Irrenanstalt Stephansfeld bei Brumath (Unterelsaß),
wo sie nach dem 2. Weltkrieg als Beutegut versteigert wurde. Ihr weiteres
Schicksal ist unbekannt69. Den Altar und das Gestühl der Anstaltskirche erwarb
1943 käuflich die evangelische Kirchengemeinde Singen bei Pforzheim.70
63 Brief von Dekan i.R. Wettmann vom 21. 11. 80 an den Verfasser, wofür ihm nochmals verbindlichst gedankt
sei.
64 Rappenecker S. 101
65 Rappenecker S. 98
66 Chronik S. 149
67 Badisches Gesetzes- und Verordnungsblatt 22/1940, S. 103
68 GLA 237/37 803
69 Schreiben des Centre Hospitalier specialise de Brumath v. 8. 5. 80
70 Ev. Oberkirchenrat Karlsruhe, Illenau Kirchendienst Bd. II 4845
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