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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 247
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wurden in Dinglingen nur 2 Firmen gegründet, während es in den vorhergehenden
5 Jahren 6 Firmen waren und in den folgenden 5 Jahren 1022. Da den
von der Krise durch Arbeitslosigkeit und Verdienstausfall Betroffenen selbst
bei Willen zur Mobilität keine Möglichkeit zum Ausweichen geboten wurde,
mußten sie Armenfürsorge in Anspruch nehmen. Am Ende deckten sich
Höhepunkt der Krise und Höhepunkt in der Anzahl der Unterstützten. In diesem
Zusammenhang sei noch auf ein Phänomen hingewiesen, welches für alle
Zeiten mit hoher Unterstütztenzahl gilt: die Anzahl der aufgrund von Krankheiten
Armenunterstützung beziehenden Personen verringert sich während
der Krise, verhält sich aber in „normalen" Zeiten neutral. Somit kann auch
die Anzahl der unterstützten Kranken im Zusammenhang mit allen anderen
Faktoren zum Gradmesser einer krisenhaften Situation im Gemeinwesen werden
. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß in jenen Jahren 1881-1888
rund 5% der Bevölkerung direkt oder indirekt von Armenunterstützung lebte
und die Gemeinde nach Abzug der vom Armenfonds geleisteten Zuschüße
durchschnittlich 4,1% ihrer Gesamtausgaben zur Unterstützung aufwenden
mußte.

Die durch gute Ernten und langsame Gesundung der Wirtschaft sich bessernde
Lage sollte jedoch nicht lange anhalten. 1893 stieg die Armenzahl erneut
um 17% gegenüber dem Vorjahr, um in den folgenden Jahren auf einem Niveau
zu bleiben, welches um 40% über dem des Jahres 1892 lag. Die von der
Gemeinde aufgewandten Mittel zur Armenpflege verringerten sich jedoch ab
1895 um die Hälfte, was auf einen Wandel der qualitativen Situation der Armen
hindeutet. Die Dinglinger Landwirtschaft hatte im Gegensatz zur gesamt-
badischen Landwirtschaft 1892 ein durchaus als günstig zu bezeichnendes
Erntejahr gehabt23. So verwundert es nicht, daß der in Baden allgemein rückläufige
Viehbestand (Rind, Schwein und Pferd) in Dinglingen noch im Wachsen
begriffen war. Im darauf folgenden Jahre sollte sich jedoch die Lage umkehren
. Diesmal lag die badische Ernte leicht über dem langjährigen Durchschnitt
, wohingegen Dinglingen und darüber hinaus der ganze Amtsbezirk unter
einer längeren Dürreperiode litten24. Schlechtes Futter und der Zwang zum
Kauf von Futterzusätzen bewirkten jetzt auch hier sowohl einen Rückgang des
Ortsviehbestandes als einen erneuten Kaufkraftschwund der Landbevölkerung
. Der Jahresbericht der Industrie- und Handelskammer 1892 hatte auch
im neuen Jahr mehr denn je Geltung, wenn er vermerken mußte: ,,Die Kreditverhältnisse
sind nicht besser geworden. Die Kaufkraft der ländlichen Bevölkerung
hat sich noch nicht gehoben, es macht sich vielmehr ein Geldmangel
sehr fühlbar." Die folgenden Ernten bis 1898 waren mit Ausnahme von zwei
schlechten Ernten 1896 und 1898 durchweg mittelmäßig.

22 Handelsreg. des Amtsgerichtes Lahr

23 Stat. Jahrbuch des Großherzogtumes Baden 1893, S. 93

24 ebd. S. 93

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