http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0294
Vielzahl von Geschichtsvereinen und Zeitschriften2. Zu den früheren Gründungen
kamen neue nach dem ersten Weltkrieg, zahlreiche in den letzten dreißig
Jahren. Daneben gibt es lokale Vereine zur Erhaltung einzelner Objekte,
Ortskerne, Kirchen, Orgeln oder Museen.
Die kaum übersehbare Zahl hat das Bedürfnis geweckt, 1952 eine Dachorganisation
zu schaffen. Es ist die Federation des Societes d' Histoire et d'Archeo-
logie d'Alsace et du Territoire de Beifort unter ihrem Vorsitzenden Marcel
Thomann (Generalsekretär Louis Ludes) mit Sitz in Straßburg, der im ganzen
Elsaß 56 Vereine mit 30.000 Mitgliedern angehören. Als Publikationsorgan
dient ihr die 1979 neu begonnene Reihe der 1834 begründeten traditionsreichen
„Revue d'Alsace". Die genannten Zahlen allein sagen wenig, wenn man
sie nicht als qualitative Aussage wertet. Sie bedeuten, daß das Elsaß unter den
95 französischen Departements hier eine weit herausragende Stellung einnimmt
. Dahinter steht eine lange reiche politisch und kulturell vielgestaltige
Vergangenheit und ein breites, an vielen Plätzen gepflegtes waches Geschichtsinteresse
in der Gegenwart, das zugleich Ausdruck eines ausgeprägten kulturellen
Selbstbewußtseins ist.
Es folgt nun ein Überblick über die wichtigsten Geschichtsvereine im nördlichen
Elsaß mit ihren Zeitschriften und Jahrbüchern mit Hinweisen auf die bearbeiteten
Themen, ergänzt um weitere Institutionen und regelmäßig erscheinende
Veröffentlichungen, auch wenn sie nur indirekt mit der historischen Erforschung
der Ortenau in Zusammenhang stehen.
Mit dem Gebiet von den Nordvogesen bis zum Rhein befaßt sich die Societe
d'histoire de l'Alsace du Nord (Historischer Verein für das nördliche Elsaß)
mit ihrer viermal im Jahre erscheinenden Zeitschrift „L'Outre Foret, revue
d'histoire de l'Alsace du Nord" (J.-L. Vonau). Mit „Outre Foret" ist das
Gebiet „unterm" Hagenauer Wald gemeint. Behandelt werden die Ereignisse
der Kriege von 1870, 1914 und 1939 in diesem Gebiet, alte Berufe, das Töpfergewerbe
, Trachten, Hausbau, Schulgeschichte, Industrialisierung, Druckerei
(Wentzel), jüdische Gemeinden, Aberglauben, Kirchenorgeln, Münzwesen.
Über 300 Mitglieder hat der 1972 gegründete Verein.
Hagenau ist Sitz der 1909 ursprünglich als Hagenauer Altertumsverein ge-
gründetenjetzt 200 Mitglieder zählenden Societe d'histoire de Haguenau, die
die „Etudes haguenoviennes" herausgibt. Sie befaßt sich mit der Geschichte
der „Barbarossastadt", wie sich Hagenau noch heute bezeichnet und des Hagenauer
Waldes. Ausgrabungen in diesem Gebiet, Bevölkerungsstruktur und
Namensgebung im 13./14. Jahrhundert, die Jahrmärkte, die Grundbesitzverhältnisse
im 18. Jahrhundert und die Geschichte der Kirchenorgeln wurden im
ersten nach fast zehnjähriger Unterbrechung wieder erschienenen Jahrbuch
2 von Borries, Die Wirksamkeit der Geschichts- und Alterthumsvereine im Elsaß. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins
der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine. Berlin 1899, S. 147—154. Neuerdings F. G.
Dreyfus, Histoire d'Alsace. Paris 1979. S. 239.
292
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0294