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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 302
(PDF, 65 MB)
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Hier also soll Norbert Lienhard aus Zunsweier beim Baden in der Kinzig ertrunken
sein, obwohl der Fluß etwa 300 m jenseits der starkbefahrenen B 33
hinter dem schützenden Damm die offene Rheinebene sucht? Sehr schnell erkennt
unser Auge an der Bodenform das linke Ufer und das Bett der alten
Kinzig, die sich hier, von der Ohlsbacher Seite kommend, in einer weiten
Schlinge gegen die Berghänge des Silbereckle und des Schelmeneckle wälzte.
Jetzt erinnern wir uns, daß sich einmal die Kinzig in unzähligen Windungen
und Armen durch das Tal schlängelte, ein breites Gebiet für sich beanspruchte
, aus Angst vor ihren gefürchteten, jährlichen Überschwemmungen die Ortssiedlungen
an die Talhänge drückte und nur auf dem höheren Gelände Kultur-
und Ackerland zuließ. In der eigentlichen Fluß- und Überschwemmungszone
wucherten Büsche, Hecken und Gestrüpp, zwischen denen sich da und dort
ein karges Weideland anbot.

Im Rahmen der Rheinkorrektion plante der badische Oberst Tulla ebenso eine
Begradigung der Schwarzwaldflüsse, besonders auch der Kinzig. Diese konnte
jedoch erst in Angriff genommen werden, als das Kinzigtal dem Großherzogtum
Baden einverleibt wurde. Zuvor durchfloß die Kinzig allein zehn Herrschaftsgebiete
, ein Nachteil, den auch die Flößer bei der jeweiligen Abgabe
der Zollgebühren (Zollwehre) zu spüren bekamen. Die Korrektion zog sich
über mehr als ein Jahrhundert hinweg und fand erst nach dem 2. Weltkrieg ihren
endgültigen Abschluß durch die Bereinigung des Flußlaufes bei Willstätt.
Die ersten Arbeiten begannen bereits 1805 durch einen kurzen Durchstich
oberhalb von Gengenbach. 1808 wurde der sogenannte Ortenberger Kanal angelegt
. Später folgten die Regulierungen vom Gengenbacher Wehr bis zur Gemarkungsgrenze
von Ohlsbach (1830/32), der Durchstich bei Ohlsbach (1837)
und im Jahr darauf der bei Berghaupten. Zwischen Ortenberg und Elgersweier
wurde auch eines der zahlreichen Rückhaltebecken angelegt, um zunächst
bei den Hochwassern einen Teil der Wassermassen ohne Schaden vorübergehend
zurückzuhalten. Die erfolgreiche Korrektion der Kinzig und ihre Bändigung
durch hohe Dämme schützt die Anwohner vor den Folgen des Hochwassers
, schenkte der Landwirtschaft fruchtbare Nutzfläche und brachte dem
Verkehr, sowie der Flößerei auch große Vorteile. Die Kinzigflößerei stand im
letzten Jahrhundert noch in hoher Blüte, fuhren doch beispielsweise 1870
noch etwa 300 Flöße talabwärts in den Floßhafen nach Auenheim.

Kurt Klein

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