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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 303
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0305
Hagelwetter in Gremmelsbach

Am 27. Juli 1750 tobte in der „Herrschaft Tryberg" ein schweres Unwetter,
dessen geballte Wucht sich über der „Vogtey Gremmelsbach" entlud. Die Gemeinde
war „mit einem so hart — und fast niemahl erhörten donner und Hagel
— wetter von dem allerhöchsten gott heimbgesuchet worden" — Gott als
Herr des Wetters war für die Volksfrömmigkeit des Barockzeitalters etwas
Selbstverständliches —, „das die in schönster Hoffnung gestandenen lieben
Feld-Früchten ohne ausnamb Bis in grundt des Bodens durch die überhäuffte
und in grosse den Hüner Eyer herabgefallene Stein totaliter zerschlagen" waren
. Das Heu war weggeschwemmt, Felder und Wiesen zerfurcht, mit Sand,
Steinen und „unrath" überschüttet und auf lange unbrauchbar. „Das liebe
Brot" drohte knapp zu werden (man war an das „rauhe Haaberbrodt" gewöhnt
), die Gremmelsbacher wußten auch nicht, wie sie das Vieh durch den
nächsten Winter bringen sollten. So kam zur allgemeinen Armut die Naturkatastrophe
und machte die Ablieferung von 304 Sester Hafer — fällig am Martinitag
— unmöglich. In diesem „Beweinungswürdigen Zustandt" äußerten
„Unterthanen, Vogt, Gericht, und ganze gemeinde der Verunglikhten
Vogtey" die Bitte, aus „Lands Mütterlicher Milde" (Maria Theresia
1740—1780) von der Abgabe befreit zu werden. Rührend schließen die Bittsteller
: „Welch allerhöchste Gnad der güetige Himmel als Beste Belohner tausendfältig
wider ersezen: wür aber um solch reichlichen Ersatz denselben mit
Unseren Brood-Losen Kindern ohnaufhörlich anzuflehen niemahlen vergessen
, und Bis an Unser ende mit getreuester darsetzung guth und Bluths in tiefster
erniedrigung Beharren werden." Der — in seiner zeitgeschichtlichen,
d. h. barocken Sprachform gehaltene — bürokratisch und umständlich sich
entwickelnde Schriftwechsel1 dehnte sich bis ins folgende Jahr aus und ging
zwischen Triberg, Freiburg und Innsbruck hin und her.
Der Triberger Obervogt, Freiherr Johann Franz von Pflummern, richtete ein
Schreiben, in dem das Mitgefühl aus jeder Zeile spricht, an die Regierung in
Freiburg, „diesen guetten armen Leuthen" fehle für ein Jahr das Brot, für das
Vieh, das sie „umb ein paquatel" (Bagatelle) verkaufen müßten, die Winterfütterung
, Bauern und Taglöhner befänden sich „in solch armseligen Standt",
daß, wer „dieses Ellendt Betrachtet, solches sehr zu Herzen nemen un ein
christliches Mitleyden mit ihnen tragen muß". Der Obervogt machte darauf
aufmerksam, daß die Geschädigten auch die übrigen Abgaben kaum aufbringen
könnten, und bat um Nachlaß des sogenannten Zuberhabers, zunächst
ohne Angabe für wie lange.

Der Antrag wurde an die übergeordnete Stelle nach Innsbruck weitergeleitet,
diese wollte wissen, „wie weiter hirunter eingerathen werden könte", worauf
Pflummern antwortete, man möge für 1750 die Abgabe ganz, für die nächsten

1. § 2 A 229/33845

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