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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 307
(PDF, 65 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0309
Das Wolf acher ,,Bettelmännle".
Gewölbeträger am romanischen
Kreuzgratgewölbe des Wolfa-
cher Stadttores, vor oder um
1200 bis zum Umbau des Tores
1970.

wurde. Daß dieses symbolische Männle mit seiner noch symbolischeren Haltung
damit fast direkt an das Eingangsportal zum Finanzamt rückte, hatte
keinen tiefern Bezug! Wenn solcher auch von Besuchern immer wieder hineingedeutelt
wird!!

Eine Sage erzählt: Einst sei ein Bettler gen Wolfe gekommen, s'wär kalt gewesen
und er häb nur ein Hemd angehabt. Als er auf sein Bitten zu wenig Almosen
bekommen häb, wär er erzürnt gegangen, zuvor aber sei er unters Tor gelegen
und häb sein Hemd in die Höh gehoben, sein Hinterteil aber häb er
blank und frei der Stadt gezeigt. Zum mahnenden Exempel sei dann durch die
Stadt dies Figürle ans Tor angebracht worden. Wäre dies geschehen gemäß
der Sage, so müßte es unter einem Vorgängertor, also mindestens vor über 800
Jahren gewesen sein. Denn die kleine Skulptur ist ein Gewölbeträger und kann
nicht nachträglich eingesetzt worden sein.

Den Beobachtungen nach, die der Verfasser beim Umbau des Tores 1970
machte, war diese „ergötzliche Gestalt", eine der ältesten dieses Themas,
wohl auch wie viele ähnlicher Art so angebracht, daß sie das Hinterteil gegen
evtl. Feinde, also stadtauswärts richtete, beim Bau des romanischen Tores um
1180 in solcher Absicht angefertigt und sollte wohl nicht an der Nord-Ostecke
(also stadteinwärts), sondern an der Süd-Westecke (also stadtauswärts) als
Gewölbeträger angebracht werden.

Da aber (wie ich auch feststellte) an dieser Ecke die Kettenvorrichtung der
Zugbrücke lief, mußte man einen andern Platz suchen, der nur diagonal davon
sein konnte. Für die Kette bezw. deren Aufzughaspel diente wohl die beim
Umbau zutagegekommene Nische im Tordurchgang, halbkreisförmig in die
dicke Mauer eingelassen, etwa 1,20 Meter 0 und so hoch wie die Toröffnung.
Der äußere Torbogen, einst auch romanisch, wurde wohl in der ersten Hälfte
des letzten Jahrhunderts ausgebrochen, um einem höheren Stichbogen Platz
zu machen. Dabei kamen auch die Löcher in der Mauer für die Ketten weg.
Wie ich beim Ablaugen des letztjährig in der „Ortenau" veröffentlichten romanischen
Fratzenkopfes feststellte, hatte diese Skulptur die gleichen Farbschichten
wie das Bettelmännle, daß ich zum Schluß kommen mußte, daß

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