http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0313
Der Kastelstein in Bad Rippoldsau/Großer Wald
Im Ortsteil Klösterle von Bad Rippoldsau, ganz in der Nähe der Pfarr- und
Wallfahrtskirche, gegenüber dem Rathaus steht eine wuchtige, holzgeschnitzte
Tafel, auf der zu lesen ist: „Naturlehrpfad". Beim näheren Hinschauen erkennen
wir neben dem frohgemuten Wanderpaar bereits den Kastelstein als eines
der lohnenden Ziele dieses Pfades. In einer Höhe von 825 m erwartet uns
dann der gigantische Felsen als ein mächtiger Sandsteinblock, der gleich einem
Pilz auf schmalem Beine steht, während der obere Teil des Felsmassivs sich
weit ausladend zur Schau präsentiert. Wenn man den schmalen „Fuß" des
Gebildes näher betrachtet und den Blick zum mächtigen, ja drohenden
„Kopf" erhebt, dann besichtigt man diesen Koloß mit etwas beklemmenden
Herzen und befürchtet den plötzlichen Einsturz. Die Angst scheint indes nicht
unbegründet zu sein, denn hinter dem Kastelstein entdecken wir übereinander
getürmte Sandsteinbrocken. Wir erfahren dann auch, daß dies die Überreste
des „kleinen Kastelsteins" sind, der, einmal ähnlich aufgeschichtet wie sein
größerer Bruder, im Jahre 1881 zusammengestürzt sein soll. Der Kastelstein
selbst führt uns, wenn wir nach seiner Entstehung fragen, weit in die Erdgeschichte
zurück, zunächst in jene Epoche, da sich über dem Urgestein
(Granit/Gneis) der Sand schichtweise zum Sandstein (Sedimentgestein) absetzte
. Gewaltige Erdkräfte hoben die Gesteinsmassen, und es entstanden die
Gebirge. Im hinteren Wolftal bedeckt der Sandstein als oberste Schicht die
Schwarzwaldberge. Der Zahn der Zeit baute nun nach und nach den Sandstein
ab, ließ aber dabei die jetzt aus dem Waldboden aufragende Felsen stehen, an
denen Regen, Schnee und Frost weiter nagen. Vorallem war es der Wind, der
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