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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 323
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0325
letzten Jahresband), stellt hier in den „Acta
organologica" die in unserer Gegend so gut
wie unbekannte Orgelmachersippe Bernauer-
Schuble und ihre wichtigsten Werke vor (z. B.
St. Trudpert, Laufenburg/Schweiz, Säckingen
). — Im Bereich der Ortenau konnten bisher
Blasius und Andreas Bernauer nachgewiesen
werden (Biberach, Ettenheimmünster,
Grafenhausen). — Nach Erscheinen des Aufsatzes
ist noch ein Orgelneubau des Blasius
Bernauer aus dem Jahre 1783 für die St. Michaelskirche
in Fischerbach bekannt geworden
.

Werner Scheurer

Francois Georges Dreyfus, Hisloire de
l'Alsace

Hachelte, Paris 1979

Der Verfasser ist Direktor der Straßburger
Universitätsinstitute für Politikwissenschaft
und Germanistik. Die bisherigen Arbeiten des
Historikers weisen ihn aus als Kenner der Geschichte
Frankreichs und der deutsch-französischen
Beziehungen, der deutschen Geschichte
seit 1870, der europäischen und, nicht zuletzt,
der elsässischen Geschichte. In seiner „Geschichte
des Elsaß", die 2000 Jahre umfaßt,
widmet er reichlich ein Drittel von 15 Kapiteln
dem 19. und dem 20. Jahrhundert. Hierzu liefert
ihm sein Spezialgebiet der politischen Wissenschaften
das statistische Material, um anhand
der Wahlergebnisse die Gewichtsverteilung
der Parteien in ihrer Entwicklung darzustellen
.

Dieses ist ein Punkt, der die Arbeit hinsichtlich
der Quellen von früheren Geschichtsdarstellungen
des Elsaß unterscheidet. Ein anderer ist
die distanzierte Sicht des Geschichtsablaufs,
dessen Behandlung bisher prädestiniert zu sein
schien, dem Rhythmus der politischen Zugehörigkeit
des Elsaß folgend, nationale Vorurteile
ins Spiel zu bringen. Jeder Autor hatte einen
Standpunkt zu vertreten, meist in Schwarzweißzeichnung
zugunsten der eigenen und zu
Ungunsten der anderen Nation, wenn er sich
nicht gar auf einen verengten regionalen Gesichtspunkt
beschränkte. Wohl jede Generation
steht vor der Notwendigkeit, die Geschichte
ihrer Welt neu darzustellen. Die elsäs-
sische Geschichte neu zu schreiben war eine
überfällige Aufgabe. Im Unterschied zu vielfachen
anderen Versuchen unternimmt dies hier
ein Fachhistoriker.

Im Kapitel Ur- und Frühgeschichte behandelt
er die Rolle der keltischen Stämme im Elsaß,
ihre Beziehungen zum antiken Mittelmeerraum
, nennt den Anteil gallischer Namen nach
erhaltenen Inschriften im Elsaß. Mit der römischen
Eroberung, dem Ausbau des Straßenwesens
beginnt die Romanisierung, aber auch die
Christianisierung bei Fortleben der keltischen
Überlieferung, in einer seit den Alemanneneinfällen
gemischt keltisch-germanischen Bevölkerung
.

An den Beginn der Geschichte des Mittelalters
stellt der Verfasser die alemannische Besiedlung
(die die einheimische Bevölkerung nicht
verdrängte) und den Übergang unter fränkische
Herrschaft mit durchgreifender Rechri-
stianisierung. Die Bischöfe regen den Handel
an, Königshöfe entstehen, das Lehenswesen
bildet sich aus mit wachsender Rolle der Ministerialen
. In siebzig Städten, von den Staufern
gefördert, wächst das neue Bürgertum heran.
Abweichend von der zur Zentralisierung führenden
Entwicklung unter dem Königtum in
Frankreich stärkt sich im Elsaß die selbständiger
werdende Rolle der kirchlichen Institutionen
. Die länger in der Romanik verharrende
Kunst des Elsaß folgt zögernd dem Wandel zur
Gotik. Wirtschaftliche Krisen und Pestepidemien
(233 Dörfer werden zu Wüstungen) machen
sich gegen Ende des Mittelalters Luft in
den schweren Judenverfolgungen von 1336
und 1349. Nach Auseinandersetzungen zwischen
Zünften und Adeisfamilien hatte sich
Straßburg eine dauerhafte Verfassung geschaffen
. Der Zusammenschluß schützte die oberrheinische
Städte vor Bedrohung ihrer Rechte.
Neue religiöse Kräfte weckten die Dominikaner
unter Meister Eckhart und seinem Schüler
Tauler (der bis auf den deutschen Pietismus
nachwirkte). Schlettstadt und Straßburg wurden
Pflanzstädte des Humanismus. Das aufblühende
Druckereiwesen und die Reformation
förderten sich gegenseitig. Calvin nahm in
Straßburg Ideen auf für seine Kirchenordnung
. Als gegen die Jahrhundertwende die Re-
katholisierung von Molsheim aus verlorenes
Terrain wiederzugewinnen suchte, blieb die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg lutherisch. Die
Religionswirren führten zum Dreißigjährigen
Krieg, dessen Friedensschluß 1648 für das weitere
Schicksal des Elsaß entscheidend wurde.
„Es ist nicht freiwillig französisch geworden"
— das Reich hatte es aufgegeben zugunsten des
französischen Königs, den die Städte seit 1635
zu Hilfe gerufen hatten.
Die Vorbereitung der militärischen Inbesitznahme
des Elsaß ab 1672 wird in Kapitel IX
behandelt, die Zerstörung der widerstehenden
Reichsstadt Hagenau, die Unterwerfung aller
Städte bis 1679 außer Straßburg, das sich in
Reichstreue und Neutralität zugleich vergeblich
zu retten suchte. Unter Ludwig XIV., der
das Elsaß als Habsburgs Gegner in die Hand
bekam und nun Habsburger Politik betrieb,
wurde das Land rekatholisiert, vielfach mit
Einführung des Simultaneums bei den Kir-

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