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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 327
(PDF, 65 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0329
stock" (S. XI) und setze sich für die Monarchie
ein. Unter Heranziehung von Zitaten aus
verschiedenen Schriften Hansjakobs will
Kampf den Nachweis führen, daß der Haslacher
Schriftsteller zu fast jedem der angeführten
politischen Grundprobleme sich widersprechende
und teilweise antagonistische Ansichten
geäußert habe.

Es erweist sich unseres Erachtens als sehr problematisch
, Zitate Hansjakobs zu bewerten,
ohne genau zu untersuchen, aus welchen Zeitverhältnissen
und politischen Umständen heraus
er die verschiedenen Meinungen geäußert
hat. Wenn Kampf besonders in Hansjakobs
Reiseerinnerungen ,,ln Italien" promonarchistische
Ansichten findet, müßte er berücksichtigen
, daß sie Hansjakob offensichtlich unter
dem Eindruck der vorgefundenen politischen
Instabilität und inneren Zerrissenheit des jungen
seit 1870 geeinten Königreiches Italien geäußert
hat. Eine Fülle von antimonarchistischen
Zitaten aus anderen Werken beweisen,
daß Hansjakob alles andere als ein Monarchist
war. Sie lassen sich häufig gerade in der Kulturkampfzeit
finden. So schreibt Hansjakob
beispielsweise in seinem 1870 entstandenen Tagebuch
„Auf der Festung": „Wir wollen keine
absolute Fürstengewalt . . . Freiheit für alle . . .
Freiheit des ganzen Volkes. Und in dieser Beziehung
sind wir auch Demokraten . . ." (3.
Aufl. 1900, S. 50) In seinem Hofstetter Tagebuch
„Im Paradies" brandmarkt er besonders
die Monarchen Europas und geißelt sarkastisch
die Fürstengläubigkeit vieler Menschen.
(6. Aufl. 1981, S. 228, 239, 240) Immer wieder
bemerkt man bei Hansjakob eine Antipathie
gegen das monarchistische Regiment Preußens
, was Kampf überhaupt nicht zu sehen
scheint. Die Preußen sind für ihn „deutsch
kultivierte Slawen", die das Volk zum „Servilismus
" erziehen. („Im Paradies", a.a.O., S.
116, 137, 243) Aus diesem Grunde war für
Hansjakob das in Preußen-Deutschland zu seiner
Zeit so strapazierte Wort „Untertan" sehr
suspekt. „Das Wort .Untertan' gehört nicht zu
meinen Lieblingsworten. Es riecht zu sehr nach
Absolutismus. . ." („Im Paradies", a. a. O.,
S. 296)

Hansjakobs Demokratieverständnis widersprüchlich
zu bezeichnen oder es gar in Zweifel
zu ziehen, wie Kampf es tut, scheint uns ebenfalls
abwegig zu sein. Sicherlich war Hansjakob
kein Monolith, der sich stets eindeutig
festgelegt hat. Wir sollten uns jedoch hüten,
ihn zum Schwätzer zu verwandeln, der mal so
und mal so sich geäußert hat. Aus allen Zeiten
seines beinahe achtzigjährigen Lebens lassen
sich eindeutige Belege anführen, die ihn als
überzeugten Demokraten ausweisen. Mehrmals
spricht er von seinem „demokratischrepublikanischen
Blut" und bekennt immer
wieder: „Ich bin leider unheilbar demokratisch
angelegt." („Im Paradies", a. a. O., S. 241,
242, 243; „Aus meiner Jugendzeit", 15. Aufl.
1967. S. 305) Kurz vor seinem Tode umreißt
Hansjakob noch einmal seine politische
Grundposition, als er bei der Würdigung seines
alten Freundes, des Freiburger Oberbürgermeisters
Dr. Winterer, schreibt: „Er war Aristokrat
und Monarchist und ich Proletarier
und Demokrat." („Feierabend", 1. Aufl.
1918, S. 262)

Es würde den Rahmen dieser Rezension sprengen
, auf alle anderen politischen Grundproble-
me einzugehen, die Waldemar Kampf in ähnlicher
Weise analysiert hat. Bei allen Widersprüchlichkeiten
, die zugegebenermaßen in
den rund siebzig Büchern und Schriften, die
Hansjakob in seinem langen Leben geschrieben
hat, auftauchen, muß man bedenken, daß
dies bei einem Schriftsteller, der 79 Jahre alt
wurde und ein so umfangreiches und vielfältiges
Werk hinterließ, unumgänglich sein mußte
. Man sollte es jedoch vermeiden, Hansjakob
so darzustellen, daß sich ein zerissener Schriftsteller
und Publizist ohne eindeutige Positionen
ergibt, der ohne innere Linie mal so und
mal so zu den Problemen seiner Zeit Stellung
genommen hat. Hätte dies zugetroffen, wäre
Hansjakob nicht „zu einem der angesehensten
Wortführer im Zeitgespräch seiner Epoche"
geworden. (Otto B. Roegele, Hansjakob als
Wonführer im Zeitgespräch. Hansjakob-
Jahrbuch 1969, S. 40)

Manfred Hildenbrand

Heinrich Hansjakob, Der steinerne Mann
von Hasle

Eine Erzählung. 7. Auflage 1981. Haslach i.K.
288 Seiten. Heinrich Hansjakob, Im Paradies.
Tagebuchblätter. Haslach i.K. 6. Auflage
1981, 318 Seiten.

Beide Bände herausgegeben von der Stadt Haslach
im Kinzigtal. Bearbeitet von Manfred Hildenbrand
1981 brachte die Stadt Haslach i.K. als 12.
Band der von ihr herausgegebenen Werke
Heinrich Hansjakobs die Erzählung „Der steinerne
Mann von Hasle" heraus, die 2. seiner
geschichtlichen Erzählungen nach dem „Leutnant
von Hasle". Die Neuauflage, illustriert
durch die Skizzen des Gutacher Malers Curt
Liebich, wurde in bewährter Weise von M.
Hildenbrand besorgt, der auch die Anmerkungen
zu dem Text verfaßte. Die Handlung, nicht
straff angelegt, sondern eher episch geformt,
kreist um den Grafen Götz aus dem Haslacher
Zweig der Fürstenberger. Die Erinnerung an

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