Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 78
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0080
Franzose erfuhr, daß wir aus einem Schwarzwaldstädtchen kämen, von dem
aus früher Leute nach Santiago zogen und deren Wallfahrten wir nun nacherleben
wollten, fiel er, selbst Santiago-Forscher, uns vor Freude um den
Hals . . . Und wenn in der Folgezeit aus diesem Treffen sich eine Freundschaft
zwischen Franzosen und Deutschen entwickelte — er besuchte in der
Zwischenzeit uns und wir ihn —, so zeigt dies, wie im Geiste der Pilgerschaft
sogar ein kleiner Baustein zur Völkerverständigung werden kann . . .

*

Ein anderer Pilgerweg führte zu dem aus dem Rolandslied bekannten Bergkloster
Roncesvalles in den Westpyrenäen. Am französisch-spanischen Grenzübergang
fragte der Wächter, warum wir so schwer bepackt daher kämen,
und als wir antworteten, wir wollten mal schauen, wie unsere Vorfahren nach
Santiago pilgerten, prüfte er das Gewicht der Rucksäcke und meinte: „Da
müssen Sie aber viele Sünden haben ..."

Jenseits der Pyrenäen

An einem der Hauptpilgerwege über dem Gebirge drüben liegt Jaca. Die Kirche
der Stadt aus dem 11. Jahrhundert ist ein Beispiel, wie sich der romanische
Baustil in Spanien an der Jakobstraße entwickelt hatte.

Der Weiterweg zieht durchs „Brotland" Navarra. Als wir eines Abends zwischen
den reifenden Getreidefeldern dahinwanderten und sich die Sonne rot
zum Untergang neigte, überkam uns „Kinzigtäler Pilger der Gegenwart" eine
eigenartige Stimmung, welche die Vorfahren dann und wann sicher auch hatten
: Wo werden wir die kommende Nacht bleiben können? Ein Wanderlied
kam in den Sinn:

Weißt du, wo heut er sich zur Ruhe legt,
der müde Nacken, der den Wanderranzen trägt?
Ich weiß es nicht, und du auch bist so still.
Nun denn, wie Gott und wie die Stund es will!

Als es dann dunkelte, stand eine Herberge am Weg, die saubere Unterkunft
und kräftiges Abendbrot bot. Am andern Tag kamen wir zum romanischen
achteckigen Totenkirchlein von Eunate, einsam inmitten der Getreidelandschaft
gelegen. Sein Umgang erinnert an die alten Pilgersitten, kann aber auch
durch den Grundriß auf vorchristliche kultische Bedeutung hinweisen. Im nahen
Puente la Reina (Brücke der Königin) erhebt sich in der Kirche neben der
Herberge ein Kreuz, das im 14. Jahrhundert ein deutscher Pilgersmann als Büßer
barfuß hierher getragen haben soll. Die Spanier sind auf dieses Kreuz so
stolz, daß sie es im „Heiligen Jahr von Santiago de Compostela 1971" auf einer
Briefmarke darstellten.24

24 Spanische Briefmarke — Wert 8 Pesetas

78


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0080