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und dann im Hochsommer den Neubau aufzuführen. Die Bezahlung der Zimmerleute
erfolgte auf übliche Weise in Geld und Naturalien.20 Noch ehe der
Abt Anfang November das neue Gebäude besichtigte,21 hatte er zwei Glocken,
die aus Straßburg kamen, für die Kirche in Heiligenzell geweiht. Die größere
bekam den Namen des Patrons St. Georg, die kleinere war St. Urban, dem
auch bei uns verehrten Patron des Weinbaus, geweiht. Der kriegerischen Zeiten
wegen ließ man die Glocken jedoch vorläufig in Schuttern.22
4. Arbeiten und Abgaben für das Kloster
Die Heiligenzeller Zimmerleute müssen einen guten Ruf in Schuttern genossen
haben, denn als es darum ging, an der Schutter ein neues Stauwehr zu errichten
, schickte der Abt mit dem klostereigenen Zimmermann einen von Heiligenzell
namens Kaspar nach Straßburg, wo ein Spezialist befragt werden sollte
.23 Als man mit dem Bau des Stauwehrs begann, waren bis zu 12 Zimmerleute
beschäftigt, von denen die Heiligenzeller besonders erwähnt werden.24 Sie
schlagen auch Holz im Hochwald und führen es zusammen mit den Klosterpferden
zur Säge.25 Bei den Routinearbeiten mußten die Gemeinden um
Schuttern herum abwechselnd Fronarbeiten leisten, wobei die Heiligenzeller
als die sorgfältiger Arbeitenden besonders hervorgehoben werden.26
Sicher waren einige von ihnen durch Pachtverträge über Klosterland enger mit
der Abtei verbunden, denn bei der zu Anfang des Jahres stattfindenden Erneuerung
der Lehensverhältnisse kam der Abt eigens ins Dorf und ließ den
wohl z.T. leseunkundigen Pächtern die Vertragsbedingungen vorlesen.27
Wie auch die anderen Gemeinden, die mit der Klosterwirtschaft verbunden
waren, wurden auch die Heiligenzeller zu Zahlungen für gemeinsame Leistungen
in der Regie des Klosters herangezogen. So haben sie im Frühjahr ein
Fünftel der Kosten zu übernehmen, die für das sog. Öffnen des Seegrabens
anfallen, an denen sich die Friesenheimer mit zwei Fünfteln, die Schutterner
und Oberweirer je auch mit einem Fünftel beteiligen. Da der Abt keine Rege-
20 Tgb. 15. 6. 1704: „Ich gehe hinüber nach Heiligenzell und vergebe die Arbeiten für das Verwalterhaus an
die Zimmerleute zu 50 Gulden, 2 Viertel Winterweizen (quartalibus siliginis), 3 Maß Sommerweizen (et toti-
dem siliginis ac 3 modiis tritici) und 2 Ohm Wein . . ."
21 Tgb. 4. 11. 1704: „Ich gehe mit P. Prior nach Heiligenzell und durchwandle dort das neue Gebäude, das in
meiner Abwesenheit für den Verwalter errichtet wurde."
22 Tgb. 31. 10. 1704: „Unter Anwesenheit des Pfarrers von Ichenheim, P. Joachim, benediziere ich 3 Glocken,
eine namens St. Joseph, die zur Pfarrei Ichenheim gehört und 2 kleine, deren größere, St. Georg, nicht
schwerer als ein halber Zentner ist und die andere, St. Urban, um 40 Pfund wiegt. Sie wurden vor kurzem
aus Straßburg gebracht und sollen jetzt während der Kriegszeiten hier gebraucht werden, zur entsprechenden
Zeit jedoch nach Heiligenzell überführt werden."
23 Tgb. 12. 4. 1689: J. Vogler, a.a.O. Die Ottenau 45 (1965) S. 114
24 Tgb. 13. 4. 1689: ebd.
25 Tgb. 22. 4. 1689: ebd.
26 Tgb. 6. 5. 1689: J. Vogler, a.a.O. Die Ottenau 46 (1966) S. 67
27 Tgb. 12. 2. 1699: „Mit den Heiligenzellern halte ich die Erneuerung der LehensgUterverträge (cum San«
Zellensibus renovationem instituo ac praelego bonorum feudalium) und lese sie ihnen vor."
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