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zehnten eigentlich nur auf einer anderen Ebene das fortgesetzt wurde, was
1802/03 mit der Vernichtung der politischen Körperschaft Ettenmünster und
des klösterlichen Personalverbandes begonnen hatte. Dabei sollen insbesondere
die industriegeschichtlichen Aspekte hervorgehoben werden, weniger die
baugeschichtlichen, über die der vorhin zitierte Adolf Hacker einiges geschrieben
hat.
Nach der Aufhebung der Stiftsökonomie konnte die Landesherrschaft über
folgende Gebäude verfügen, wobei, wie schon erwähnt, bis auf weiteres nur
an teilweise Verpachtungen gedacht war: das Münster, die Konventsgebäude
mit ihren verschiedenen Einrichtungen für die Mönche, der Abtskapelle und
den großen Kellern, die zahlreichen Nebengebäude wie das Amtshaus, die
Apotheke, Schreinerei, Schlosserei, Schmiede, Bäckerei, Metzgerei, Kieferei,
die große Mahlmühle mit mehreren Gängen, das Waschhaus, Gefängnis,
mehrere Ställe und Schöpfe innerhalb der Ringmauer rechts des Ettenbachs,
auf dem linken Ufer die Meierei mit ihren Wirtschaftsgebäuden, die Ziegelhütte
, die Orangerie im großen Garten und das Holzmagazin. Überdies sind
zu nennen die obere und die untere Sägemühle, das Physikatshaus bei St. Lan-
dolin, die Badeanstalt und Kirche daselbst sowie einige weitere wenig bedeutende
, zu gewerblichen und Wohnzwecken genutzte Baulichkeiten32. Festgelegt
war von vorneherein die Zukunft eines guten Teiles des eigentlichen Klosters
. Er war den im Münstertal verbleibenden Benediktinern und den nach
dem IV. Organisationsedikt hierher zu versetzenden Kapuzinern von Mahlberg33
als Wohnstätte vorbehalten. Diese Bettelmönche, sieben Priester, ein
Bruder und zwei weltliche Domestiken, die der Kurfürst regelrecht aus ihrem
angestammten Wirkungskreis hinauswarf, um zum einen ihr Kloster mit Kirche
in Mahlberg freizubekommen, zum andern diese überaus genügsamen
Söhne des hl. Franziskus als billige Seelsorgeaushelfer im Münstertal einzusetzen
, kamen hier im November 1803 mit ihrer geringen Habe an. Sie hatten
zwar dem Willen Karl Friedrichs, der zu jener Zeit an eine Aufhebung dieses
Ordens noch nicht dachte, Genüge getan, konnten sich aber mit ihrem Los
ganz und gar nicht abfinden. Im Mai 1804 reichten sie eine massive Beschwerde
über ihre schlechte Versorgung und Unterbringung in dem teilweise schon
ausgeplünderten Gotteshaus ein und forderten von der für sie verantwortlichen
Staatskirchenbehörde, der Katholischen Kirchenkommission in Bruchsal
, ihre Versetzung in das Bürgerspital in Euenheim, nicht zuletzt deshalb,
weil dieser Ort hinsichtlich ihrer angestammten Betteldistrikte nicht so abgelegen
war. Überdies konnten sie in der des Gestühls, der Orgel und sonstigen
Einrichtung beraubten Stiftskirche keinen Gottesdienst mehr abhalten. Der
Guardian litt unter diesen Zuständen so sehr, daß er schon den päpstlichen
Konsens zu seinem geplanten Übertritt in die Benediktiner-Abtei Schuttern
32 Laut einer Aufstellung der Klosterkommission vom Sommer 1803 — GLA 237 / 4582.
33 Vgl. zum Schicksal derselben die Darlegungen des Verfassers in der schon genannten Dissertation, S. 219 ff.
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