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„Bis jetzt waren noch Elemente ganz verschiedener Art unter dem Banner der
Liberalen vereinigt. So standen die Liberalen aus der Befreiungszeit, deren Bestrebungen
einen positiven politischen und nationalen Inhalt hatten, ... bis
jetzt noch in einer Linie mit den unbedingten Anhängern des Liberalismus von
1789, mit den geheimen Republikanern und Revolutionärs ... . Jedes dieser
Elemente führte die Opposition gegen das alte System im Sinne seiner Bestrebungen
. . . ."4
Der Zusammenhalt der beiden verschiedenen liberalen Gruppen war gewährleistet
, solange man gemeinsam gegen eine verhaßte Regierung kämpfte. Als
dann aber durch eine Regierungsumbildung der äußere Druck wegfiel, spaltete
sich der badische Liberalismus in zwei sich bald heftig befehdende Gruppen
, die beide nach unserem heutigen Verständnis als Demokraten anzusehen
sind: die Konstitutionellen, die gemäßigten Liberalen, mit den Vertretern
Friedrich Bassermann und Karl Mathy und die Republikaner, die „radikalen"
Liberalen, geführt von Gustav v. Struve und Friedrich Hecker.
Das Ziel der Konstitutionellen war die Konstitutionelle Monarchie, die auf
dem Weg der naturgemäßen, schrittweisen Entwicklung durch Reformen erreicht
werden sollte; der Weg zur demokratischen Republik, die die Republikaner
anstrebten, könnte notfalls durch eine gewaltsame Änderung, durch
Revolution erreicht werden.
Die Revolution von 1848 in Baden
„Am 24. 2. 1848 brach in Paris die Februarrevolution aus. Gleich nach dem
Eintreffen der Nachrichten aus Paris, gab sie den deutschen Klein- und Mittelstaaten
. . . das Signal zum Handeln. Natürlich erhielt auch die liberale Bewegung
in Baden gewaltigen Auftrieb; in den Volksversammlungen, die im
ganzen Land stattfanden, wurden die revolutionären Forderungen laut."5
Wohl unter dem Eindruck des „Zuges des Volkes" nach Karlsruhe und dem
Petitionensturm beschloß die II. Kammer am 2. 3. 1848 ihre Gesetzesvorschläge
, denen die Regierung wenig später Gesetzeskraft verlieh. Nachdem die
wichtigsten liberalen Forderungen am 2. 3. bewilligt wurden („Märzerrungenschaften
"), stand nun die Frage im Vordergrund, wie das zukünftige Deutschland
aussehen sollte:
Republik oder parlamentarische Monarchie.
Auf der ersten großen Massenversammlung von rund 20 000 Teilnehmern am
19. März in Offenburg konnte die Entscheidungsfrage „Republik oder Parlament
" noch einmal umgangen werden, zumal Friedrich Hecker in diesem Augenblick
noch glaubte, seine republikanischen Vorstellungen im demnächst in
4 L. Häusser, zit. nach: Vollmer, Die 48er Revolution, S. 44
5 Vollmer, ebd., S. 47
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