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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 148
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menschluß „der radikalsten Mitglieder der Ettenheimer republikanischen Bewegung
" nannte sich oder wurde von anderen Bürgern „Patriotenkammer"
genannt. Die Mitglieder Seraphin und Eduard Kirn, Heinrich Winterer und
Wilhelm Vogt traten im Verlauf der Revolution mehrfach in Erscheinung und
sollten später alle zu Zuchthausstrafen verurteilt werden.23

Die „Patriotenkammer" löste sich wahrscheinlich nach dem Aufbau des vaterländischen
Vereins, der zwischen dem 19. 3. und dem 21. 4. gegründet wurde
und um 100 Mitglieder hatte, auf.24

Unterstützung fand der vaterländische Verein bei dem Frauen- und Jungfrauenverein
mit Maria Antonia Stehlin als Vorsitzende. Die Sitzungen wurden
im Haus des Kreuzwirts Karl Stölker abgehalten. Der Frauenverein unterstützte
die Republikaner, wahrscheinlich auf Grund des Einflusses von Antonie
Stehlin u.a., durch die Herstellung von Blusen für das 1. Aufgebot im
Jahr 1849.25

Nach der Offenburger Versammlung schien sich niemand über die momentane
politische Lage im klaren gewesen zu sein; es herrschte, wie es Wimmer
ausdrückt, eine „gemütliche Anarchie".26 Die Regierungs- und Beamtenkreise
wollten nicht als reaktionär abgestempelt werden, und so wurden zunächst
keine Maßnahmen gegen die aufkommende Revolution ergriffen. Ein Zeichen
für diese unsichere Lage, in der sich die Meldungen überstürzten und die Verwirrung
immer größer wurde, war das Gerücht vom sogenannten „Franzosen-
Überfall" (26./27. 3.). Das Lahrer Wochenblatt berichtete am 30. März:

„Das Gerücht wegen der eingefallenen Elsäßer, das uns Lahrer in die Waffen jagte, ging tausendfach
vergrößert den ganzen Oberrhein entlang; ... In Stuttgart und Tübingen sagte man, die
Elsäßer seien schrecklich hausend bis Freudenstadt vorgedrungen. . . . Merkwürdig ist, daß der
nämliche blinde Alarm am nämlichen Tage im Elsaß herrschte, wo es hieß, die Deutschen seien
über den Rhein gekommen, um der Republik ein Ende zu machen. Die Hausfrauen sollen sich
schon vor dem Pfannkuchenbacken gefürchtet haben."27

Diese Hiobsbotschaft verbreitete auch in Euenheim Angst und Schrecken. Die
Stadt kaufte vorsorglich Pulver und Blei; ob die Ettenheimer gar wie Bewohner
anderer Ortschaften bewaffnet an den Rhein zogen, ist nicht bekannt.28

Das Gerücht, das nur die Notwendigkeit von Truppen Verlegungen nach Baden
motivieren sollte, um sich gegen die Franzosen verteidigen zu können, scheint
eine Taktik der Regierung gewesen zu sein, die sich von schweizerischen und
französischen Freischaren bedroht fühlte.

Daraufhin „entwickelte sich am 7. 4. in der II. Kammer eine lebhafte Debatte
über die Grenzbesetzung durch fremde Truppen, die weithin Mißstimmung er-

23 Ferdinand, S. 49

24 H. Mors, Erinnerungen. Mannheim 1866, S. 90

25 GLA 240/2382

26 G. Wimmer, Stadt und Amtsbezirk Lahr in den Wirren der bad. Revolution 1848/49, in: Geroldsecker Land
Heft 7, S. 43

27 Lahrer Wochenblatt vom 30. 3. 1848; zit. nach: Wimmer, S. 44

28 GA vom 20. Mai 1848, Nr. 1896

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