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regte und wegen der auch zahlreiche Petitionen aus dem Renchtal, Offenburg
und besonders aus den Ortschaften um Ettenheim eingingen."29
Höchstwahrscheinlich war Ettenheim im April 1848 auch von hessischen
Truppen besetzt, da von „einer versuchten Widersetzlichkeit gegen die hessische
Einquartierung" berichtet wird.30
Der Heckerzug
Am 20. 4. 1848 (Gründonnerstag) wurde Hecker und seine Kolonne auf der
Scheideck bei Kandern von Bundestruppen geschlagen. Eine andere Truppe,
die Seekolonne unter Franz Sigel, schlug daraufhin einen anderen Weg ein
und marschierte über Todtnau auf Freiburg zu.
In Mittel- und Nordbaden warteten die republikanisch Gesinnten auf das Eintreffen
der Freischaren. Bereits am 18. 4. wurde in Offenburg voreiligerweise
die Republik ausgerufen, die aber nur einen Tag bestand, denn am 19. 4. wurde
Offenburg von badischen und hessischen Truppen besetzt. Für den 22. 4.
1848 (Karsamstag) war in Freiburg eine Volksversammlung angesetzt worden.
Am Karfreitag (21. 4.) versammelten sich auf dem Rathaus in Ettenheim die
Mitglieder des IV. Fähnleins der Bürgerwehr, um ihre „Vorsteher" zu wählen
. Die Ettenheimer Bürgerwehr war in 4 Fähnlein eingeteilt; ihre Stärke lag
demnach bei ca. 480 Mann (nach Artikel 17 des Bürgerwehrgesetzes vom 1. 4.
1848 besteht ein Fähnlein aus höchstens 120 Mann) und stellte bei entsprechender
Ausbildung und Bewaffnung eine respektable Streitmacht dar. Im
Laufe des April 1848 erhielt die Gemeinde vom Zeughaus in Karlsruhe 100
Gewehre mit Munition, die an das I. Fähnlein „zur Einübung" verteilt wurden
.31
Gedanken über die momentane Lage haben sich auch die Mitglieder des vaterländischen
Vereins gemacht, die für den Abend dieses Tages eine Hauptversammlung
einberufen hatten. Die Hauptfrage war, ob man bewaffnet oder
unbewaffnet an der Volksversammlung in Freiburg, die am folgenden Tag
(Karsamstag) stattfinden sollte, teilnimmt. Der damals beim Amtsrevisorat
angestellte Hermann Mors, ein überzeugter Republikaner, berichtet in seinen
Erinnerungen:
„Den Tag vor der Volksversammlung in Freiburg hielt der Verein eine Hauptversammlung, in der
vorzüglich darüber verhandelt wurde, ob man bewaffnet zu jener ziehen wolle oder nicht. Ein
Herr St. . . ., der sich um's Volk sehr verdient gemacht hat, rieth in längerer Rede davon ab, indem
er sich hauptsächlich darauf stützte, daß die Freischaren unter Hecker und Sigel bei Kandern
zerschlagen und zersprengt worden, daß Hecker seine Sache aufgegeben und bereits über den
Rhein gegangen sei, und daß, wenn sie sich auch wieder gesammelt und durch neuen Zuzug ver-
29 E. Dittler, Die Revolutionsjahre 1848/49, in: K. Klein, Land um Rhein und Schwarzwald, Kehl 2. 1978,
S. 136
30 GA vom 2. 5. 1848, Nr. 1636
31 GA vom 2. 5. 1848, Nr. 1636
149
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