Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 201
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0203
Wandertrieb der Glasmacher mit dem Bau von preisgünstigen Werkswohnungen
entgegen zu steuern, was ihm letztlich auch gelingen sollte. Bereits in den
ersten Jahren wurde zunächst ein großes „Arbeiterwohnhaus" erstellt, wenig
später drei weitere Bauten für 30 Wohnungen.

Im Jahre 1890 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft mit einem Eigenkapital
von 900 000 Mark umgewandelt. Ihr Name hieß nunmehr „Champagnerflaschenfabrik
vorm. Georg Boehringer & Co.". In den nächsten drei Jahren
war ein dritter Ofen, eine weitere Glaswanne also, zur Herstellung von
Bier-, Wasser- und Weinflaschen errichtet worden. Innerhalb dieser drei Jahre
ist nach den alten Unterlagen ein für die damalige Zeit ansehnlicher Reingewinn
von 40 000 Mark erzielt und eine Dividende von 4 Prozent ausgeschüttet
worden. Im Jahre 1894 wurde Wilhelm Graf Douglas in den Aufsichtsrat gewählt
. Aus dem Hause der Grafen Douglas folgten dann später noch zwei weitere
Nachkommen als Aufsichtsräte bzw. deren Vorsitzende.

Ein markantes Jahr sollte auch das Jahr 1899 werden. In diesem Jahre trat
Ing. Heinrich Severin das Vorstandsamt an, ein bereits hochgeschätzter Glasfachmann
. Seine Erfindungen trugen maßgeblich zur erfolgreichen Umwandlung
auf eine maschinelle Flaschenfabrikation bei. Im Herbst 1900 waren
Serverins Versuche mit der neuen, von ihm erfundenen „Flaschenmaschine",
einer Art Halbautomat, zum Abschluß gekommen. Von da an war der Weg
für die Fabrikation leichter Flaschen in der Acherner Hütte frei, während
Champagnerflaschen nach wie vor im herkömmlichen Mundblasverfahren gefertigt
wurden. Noch im gleichen Jahre 1900 gingen die Patentrechte unter
„DRP Nr. 127 298" für eine Summe von 300 000 Mark an die Gerresheimer
Glashüttenwerke über — der erste Beginn der Zusammenarbeit mit diesem
Großunternehmen! Nach dem Beheben aller „Kinderkrankheiten" konnten
bereits in den Jahren von 1900 bis 1905 Stückzahlen von zunächst rund drei
auf fünf Millionen Stück pro Jahr mit dieser neuen Maschine gefertigt werden
. Dazu kam noch eine Mundblasfabrikation von jeweils etwa zwei Millionen
Champagnerflaschen.

Störungen mannigfaltiger Art gab es aber auch damals schon, wie den alten
Aufzeichnungen zu entnehmen ist. So mußten 1899 während der kalten Jahreszeit
infolge Kohlenmangel alle drei Wannen fast vier Wochen lang außer
Betrieb genommen werden. Die Arbeiterlöhne wurden aber fortgezahlt, um
ein Abwandern zu vermeiden. Nicht zuletzt der gestiegenen Produktionszahlen
wegen sanken die Preise für die produzierten Flaschen, und erste Verluste
waren unausbleiblich. In jener Zeit mußten sich mehrere Glashütten zusammenschließen
, um das ärgste zu vermeiden. So bildeten die Glasfabriken von
Achern, Buhlbach, Büdingen, Freudenstadt und Stockheim in den „Vereinigten
Champagnerflaschenhütten" eine Art Produktionsgemeinschaft.

Am 31. Juli 1907 schied Ingenieur Heinrich Severin, eine geniale Persönlichkeit
aber voller Unruhe, aus dem Betrieb aus. Er gründete noch im gleichen

201


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0203