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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 215
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ja gleichermaßen die liberalen und demokratischen Kräfte treffen sollte, provozierte
Bismarck die entschiedenen Demokraten, die sich zunächst zunehmend
mit der kämpferischen Sozialdemokratie verbündeten, um einige Jahre
später sich ihr voll zuzuwenden. Es ist ein faszinierender Vorgang in der Geschichte
der Sozialdemokratie, mit welcher Aktivität und Opferbereitschaft
sich die demokratischen Volksparteiler als rote Feldpostler einsetzen. Der
,,Kommerzienrat sen.", der Glasfabrikant Carl Geck, war selbst Joseph Belli
fast zu kühn: „Daß er im Bahncoupe den .Sozialdemokrat' entfaltete und las,
wollte mir gar nicht einleuchten", und den Straßburger Genossen waren diese
neuen Helfer nicht ganz geheuer: ,,ob der ,Kommerzienrat', da doch ein Fabrikant
, auch ein Genosse und nicht gar ein Spitzel sei", wollten sie von Belli
wissen, der sie beruhigen konnte. Der ebenso sehr vom Geist der Achtundvierziger
beseelte, um zwei Jahrzehnte jüngere Bruder Adolf Geck konnte da unmöglich
beiseite stehen, wenn es um die Mobilisierung der demokratischen
Kräfte in seiner engeren Heimat ging: „Seines Bleibens wird dort nimmer lange
sein. Er und seine Freunde von der Volkspartei neigen stark zu uns
herüber", berichtete Belli seinem Chef Motteier nach dem Gespräch im April
1880 in Renchen.

Die Hauptsorge der Volksparteiler galt dem Parteiorgan „Der Rheinbote",
das von Benno Ginzel in Kehl gedruckt und verlegt wurde.10 Bei einer Auflage
von knapp 200 Exemplaren war allerdings mit diesem Wochenblatt kein
Staat zu machen. Sowohl Ginzel selbst als auch die Offenburger waren darum
bemüht, den „Rheinboten" in Offenburg anzusiedeln. „Adolfus und ein
Buchhändler H. wollen die Sache machen. Wird sie schwere Opfer kosten,
und opferwillig sind sie", schrieb Belli. Adolf Geck wurde wegen der Verlegung
auch bei Sonnemann vorstellig. Eine Zuwendung Sonnemanns für die
Parteikasse und ein Darlehen ermöglichten am 1.1.1881 die Übersiedelung des
„Rheinboten" nach Offenburg. Anfang April wurde das Blatt von der Firma
H. Hambrecht und Co. mit Adolf Geck als Teilhaber erworben. Offenbar war
noch ein weiteres Blatt, das „Mittelrheinische Wochenblatt" übernommen
worden. Nachdem am 12. April 1881 die letzte Nummer des „Rheinboten"
herausgekommen war, erschien am 14. April die erste Ausgabe des neuen
Blattes „Der Volksfreund" unter dem verantwortlichen Redakteur Adolf
Geck, der bis zum 15. noch als Parteisekretär in Frankfurt tätig war und seinen
Wohnsitz Ende April nach Offenburg verlegte. Der neue Titel war in Erinnerung
an das Blatt des kurz zuvor am 24. März 1881 verstorbenen Freiheitskämpfers
von 1848, Friedrich Hecker, gewählt worden. Der alte Titel
blieb der Ausgabe für das Elsaß vorbehalten, die 1887 unterdrückt wurde.

Wenn auch Geck rückblickend gerne von dem „roten Volksfreund"
(3.11.1928) sprach, so leugnete er nicht, daß die Zeitung die Interessen der Arbeiterschaft
nur insoweit vertreten konnte, „als es die Zensur des Berliner gewaltigen
Tessendorf gestattete" (17. 10. 1931). Im Vordergrund stand zunächst
der Wahlkampf für die Reichstagswahl, zu der die „Deutsche Volkspar-

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