Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 228
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0230
Geck verkauft seine Zeitung der Partei — Eugen Geck übernimmt Verlag

Am 1. 4. unterschrieb Adolf Geck einen Vertrag, nach dem mit gleichem Datum
der Zeitungsverlag an Eugen Geck überging, wobei sich die Partei in einem
weiteren Vertrag das Eigentum sicherte.28 Bei dieser Verkaufsangelegenheit
war Adolf Geck offensichtlich sehr unfair behandelt worden. Er muß den
vom 5. März datierten Vertrag unterschrieben haben, ohne ihn mit dem ursprünglichen
Entwurf zu vergleichen, der ihn zur Leitung des Blattes und zur
Anstellung eines verantwortlichen Redakteurs verpflichtet hatte. Die Neufassung
sah dagegen nur noch die Verpflichtung zu einer „Mitwirkung" vor.
Geck fühlte sich hintergangen und informierte über diesen Vorgang Partei
und Öffentlichkeit in einer „Denkschrift für die Landesversammlung der badischen
sozialdemokratischen Partei zur Preßfrage" vom November 1898. Eine
neue vertragliche Regelung vom 31. Januar 1899 brachte bezüglich der
Chefredaktion keine Änderung. Was sich bei dem verwickelten und undurchsichtigen
Verkaufsvorgang abspielte, läßt sich nur aus einer Niederschrift Marie
Gecks vom 25. 2. 1899 ermessen.29 „Der Kampf um den ,Volksfreund'
fordert mir den Vergleich mit einem Eroberungskrieg schlimmster Art heraus.
Das traurigste dabei ist, daß die roheste Gewalt, in diesem Falle das Springenlassen
aller Minen der Intrige, Überrumpelung d. Eigennutzes, Gemeinheit
der Gesinnung etc. siegten. Die Besiegte und Unterlegene zahlt zur Strafe, als
Kriegskontribution, weil seine Noblesse und Parteiinteresse ihm den Kampf
mit solchen Waffen verboten, mit der Aufgabe einer unsäglich mühsamen errungenen
Existenz, mit Verlust eines Teiles bürgerlicher Stellung, Popularität
und Einfluß auf das kommunale wie politische Leben; er muß von vorne anfangen
zu ringen um's tägliche Brot!"

Marie Geck schätzte die politische Situation ihres Mannes durchaus realistisch
ein; er war zwar nach der Stichwahl vom 24. Juni 1898 in den Reichstag für
den Wahlkreis Karlsruhe-Bruchsal eingezogen, doch wog dieses Mandat keinesfalls
einen publizistischen Einfluß auf: „Der Chefredakteur auch nur eines
mittleren Provinzparteiblattes war in der Zweiten Internationale schon eine
ziemlich einflußreiche Figur".30 Die ganze Misere, die mit dem Verkauf des
„Volksfreund" verbunden war, hätte Geck sich bei einem Umzug nach Karlsruhe
ersparen können. Bebel hatte ihm auch zugeraten, wie er überhaupt in einem
Brief vom 15.2. 1898 an Marie Geck die Annahme des Kaufvertrages befürwortete
. Bebel wies noch später Vorwürfe von Marie Geck in dieser Angelegenheit
entschieden zurück: ,, . . . wir waren damals alle im Vorstand bemüht
, eine für ihn (Adolf) möglichst günstige Position zu schaffen. Aber
Adolf lehnte ja jede Übersiedelung nach K. ab usw. usw."31 Allerdings hatte
er seinerzeit auf das Ehepaar Geck einen sanften Druck ausgeübt, wenn er
schrieb, daß er jedem Zeitungseigentümer rate, „so bald einmal die Partei ein
Blatt als Eigentum verlangt, es abzutreten und sich als Drucker möglichst sicherzustellen
". Bebel hatte zwar 1890 zusammen mit Engels Wilhelm und Natalie
Liebknecht dazu überreden können, von Leipzig nach Berlin überzusie-

228


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0230