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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 253
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bis Kriegsende eine einzige Anklage gegen den Krieg. Stellvertretend soll nur
noch ein einziges eindringliches Beispiel angeführt werden (21. 2. 1915):

„Wessen Herz aber noch hart geblieben ist unter den fortwährenden Kriegseinwirkungen, der erprobe
seine Widerstandskraft auf den Bahnsteigen, wenn jetzt öfters die Franzosen während der
Austauschfahrt hier eintreffen. Ertrage ein Mensch, ohne dem Scheusal Krieg zu fluchen, seelenruhig
solche lebende Filme verstümmelter Menschen, geschändeter Ebenbilder Gottes! Das Elend
in der potenzierten Form dargeboten, eingeengt in einem Dutzend Wagen, welchen diesen Torso
noch junger Männer heimkarren zum Elternhaus im Feindeslande, wo man der Wiederkehrenden
mit Entsetzen harrt. Ecce homo! Und das Gegenbild im Austausch der Kampfunfähigen, die zermalmten
deutschen Brüder! Wie mag nur ein Menschenherz sich nicht erweichen und eine Faust
sich nicht ballen: .Nieder mit dem Kriege!'"

Während der ersten Wochen und Monate gibt es im „Alten" einige wenige
Stellen, die darauf schließen lassen, daß Geck selbst noch des Glaubens war,
daß es sich um einen reinen Verteidigungskrieg handele. Davon zeugt eine
Passage in der Ausgabe vom 20. 9. 1914, die ganz im Sinne der offiziellen
Propaganda dazu geeignet war, auch die sozialistischen Kriegsgegner zur
„Plempe" greifen zu lassen:

„War es denn kein blutiges Erlösungswerk von unschätzbarem Werte, als vor einer Woche ein
deutscher Heldenmut beispielloser Hingebung es vollbrachte, das bestialische Barbarentum aus
Deutschlands Osten hinauszuwerfen und durch Vernichtung der zarischen Mordbrenner-Armee
dem viehischen Walten dieser Scheusale ein Ziel auf deutscher Erde zu setzen?"

Geck litt aber genauso unter dem sozialen Aspekt des Krieges: „Zu Weihnachten
wird auch der Krieg, den das Volk mit dem Nahrungsmittelwucher in der
Heimat führt, am fühlbarsten. Unser täglich Brot, das im Gebet erfleht wird,
verteuert eine herzlose Spekulation dem armen, gedrückten Probletariat"
(27. 12. 14).

Bei der Industrie machen sich bereits enorme Kriegsgewinne bemerkbar: „Insofern
Kriegslieferanten-Firmen in Betracht kommen,steht den Aktionären eine
glänzende Ernte in Aussicht" (17. 1. 15). Geck verfolgte die Aktienkurse,
brachte Beispiele:

„Ihre Besitzer brauchen keine Finger zu rühren. Die Arbeiterschaft, welche die Krösus-
Reichtümer schafft, hat keine größeren Einkommen; es sei denn, daß die Arbeiter durch
Überstunden- und Nachtarbeit auf Kosten ihrer Gesundheit ihren Wochenlohn um wenige Mark
erhöhen. Wäre es nicht des Patriotenschweißes wert, für eine gerechtere und vernünftige .Ordnung
' der Gesellschaft zu sorgen?"

Geck druckt im geheimen das Berner Friedensmanifest

Zur Aktivierung der europäischen Antikriegsbewegung fand vom 26.—28. März
1915 eine internationale Frauenkonferenz in Bern statt, auf der Delegierte aus
acht Ländern vertreten waren. Sie wurde hauptsächlich von Clara Zetkin als
Sekretärin des Internationalen Sozialistischen Frauenbüros und Redakteurin
der Frauenzeitschrift „Die Gleichheit" vorbereitet, stieß aber bei der deutschen
und österreichischen Sozialdemokratie auf wenig Gegenliebe. Das Ergebnis
der Konferenz, auf der Clara Zetkin das Hauptreferat hielt, schlug sich

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