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Karlsruher Parteigenossenschaft nicht angeboten. Ich bin sonst nicht in der
Lage, über Annahme und Ablehnung zu entscheiden".134
Was auch immer Adolf Geck veranlaßt haben mag, im entscheidenden Augenblick
nicht nach Karlsruhe zu gehen, sondern sich lediglich, wenn auch
sehr aktiv und begeistert, auf dem Nebenschauplatz Offenburg zu betätigen,
so hätte er sich doch mit Hilfe der Unabhängigen Brümmer, Schwarz, Böpple,
Berkenkopf und ihrem Anhang dem Verlauf der Regierungsbildung eine andere
Richtung geben können. Das ist natürlich nur eine Mutmaßung, aber wir
wissen, daß der Ablauf in Karlsruhe von vielen Zufälligkeiten abhängig war.
Eine Präsidentschaft des Unabhängigen Geck wäre sowohl der Position seiner
Partei bei den auf den 5. Januar 1919 angesetzten Wahlen als auch seiner persönlichen
politischen Laufbahn förderlich gewesen.
Der Offenburger Soldatenrat
Die Nachricht von der Regierungsbildung in Karlsruhe erreichte die vorläufigen
Offenburger Soldatenräte während ihrer gemeinsamen Sitzung am
10. IL, wo man sich über die weiteren Schritte verständigte. Die um 14 Uhr
im Uffz.-Kasino versammelten Offiziere der Garnison und der bei Offenburg
liegenden Flak- und Scheinwerferformationen erklärten sich mit den Forderungen
des Soldatenrates einverstanden. Eine Stunde später zog das Ers. Batl.
172 mit dem Musikkorps in die Kaserne der 170er und forderte diese zum gemeinsamen
Demonstrationszug durch die Stadt auf. Beide Bataillone, die Abwehrgeschützabteilung
und die Minenwerferabteilung zogen mit einer großen
Menge Bürger, darunter Adolf Geck und Georg Monsch, unter einer
mächtigen roten Fahne zum Unionsaal, wo die anzunehmenden Beschlüsse
und die Formalitäten für die auf den Montagmorgen angesetzten Wahlen der
Soldatenräte der einzelnen Formationen behandelt wurden. Stadtrat Monsch,
der eine begeisternde Ansprache hielt, wurde als Vertreter der Stadt dem Soldatenrat
beigeordnet. „Die Soldaten des Volkes wurden namens der Arbeiterschaft
durch den Vorstand des sozialdemokratischen Vereins, Ad. Geck, als
die Hüter der republikanischen Freiheit begrüßt, deren Symbol eine vom Podium
wehende rote Fahne war", schrieb der „Alte". Am 11. IL, dem Lag, da
das Waffenstillstandsabkommen in Kraft trat, wurden in allen Formationen
die Soldatenräte gewählt. Nachmittags bildete man einen Oberausschuß mit
dem Hauptmann Heinrich als 1. und dem Uffz. Stelzner als 2. Vorsitzendem.
Sekretär wurde Leutnant Beuck. Insgesamt gehörten dem Oberausschuß 15
Mitglieder an, denen jeweils ein besonderer Aufgabenbereich unterstand. Ein
Schriftstück des Soldatenrates vom 11. 11. hält unter dem Punkt 1 anspruchsvoll
fest: „Die oberste Behörde in Offenburg ist der Soldaten- und Arbeiterrat
, dessen Anordnungen unbedingt Folge zu leisten ist".135 Der zum Delegierten
gewählte Gefr. Kugler nahm noch am gleichen Tag an einer Konferenz der
badischen Soldatenräte in Karlsruhe teil, die als oberstes Organ den Landes-
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