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sammen. Homm wurde später durch den Zugmeister Uhl vom Badischen Eisenbahnerverband
ersetzt. Anton Ziegelmaier, Krankenkassenverwalter in
Oberkirch, wo er bereits am 12. 11. in den dortigen AR gewählt wurde, dessen
Vorsitzender Lorenz Leopold gleichfalls dem Zentrum angehörte, machte seinem
Bruder, dem Arbeitersekretär K. Ziegelmaier in Offenburg Platz. Nach
dem „Alten" vom 9. 2. gehörten zu dieser Zeit Durban, Geck, Frau Winter,
Steiner und Uhl dem Oberausschuß an. Auch diese Angabe dürfte ungenau
sein, denn ab Januar 1919 trat der Unabhängige Peter Haberer an die Stelle
des Mehrheitssozialdemokraten Durban. Haberer, ein ehemaliger Tabakarbeiter
, der in Offenburg ein kleineres Zigarrengeschäft betrieb, arbeitete mit
Adolf Geck ausgezeichnet zusammen. Ergänzt wurden die beiden durch den
tatkräftigen und radikaleren Sekretär des Arbeiterrates Alfred Bätz.
Der SR räumte dem AR in dem gegenüber dem Bahnhof liegenden Pfählerhaus
ein Geschäftszimmer ein, was dem Sozialisten Monsch keine geringe
Freude bereitete: „Die Pfählervilla, der Edelsitz des verstorbenen reaktionären
, junkerhaft hochmütigen Rentners Pfähler mit seinen 16 Hunden, erhält
jetzt die neue republikanische Regierungsbehörde, den Arbeiter- und Soldatenrat
. Der feudale Heinrich wird sich im Grabe wenden, daß die Proleten in
seinem Rittersaal tagen." Dort hielten die Räte am 18. November unter dem
Vorsitz von Geck eine Sitzung ab, in der dieser dem SR ans Herz legte, mit
dem AR an freien, gerechten Zuständen zu arbeiten. Er stieß jedoch auf den
Widerspruch des Hauptmanns Heinrich, der keine politische Tätigkeit des SR
wünschte, wie er es auch schon auf der Arbeiterversammlung in der „Union"
zum Ausdruck gebracht hatte. Geck forderte deshalb auf der am 21. und 22.
November in Mannheim tagenden ersten Landesversammlung der AuSR,
„daß die Soldatenräte nicht nur militärische Exekutive seien, sondern ihrerseits
eine Organisation bilden sollen, die im Einvernehmen mit der Regierung
zu arbeiten hat".139 Er knüpfte damit an seine Rede vom 13. an, wo er von der
„Mitleitung der politischen und der Gesellschaftsordnung" gesprochen hatte,
aber leider enthält der Versammlungsbericht keinen Hinweis, ob er vor diesem
Forum seine Vorstellungen präzisierte. So ist es ungewiß, ob ihn der Beschluß
der Landesversammlung, sich als Vorparlament der freien Volksrepublik zu
erklären, voll befriedigte. Die versammelten Räte wählten für die Geschäftsführung
einen Landesausschuß aus elf Vertretern, die aus ihrer Mitte einen
engeren Ausschuß von drei Mitgliedern bildeten. Ohne die Zustimmung dieses
Ausschusses durfte seitens der vorl. Regierung keine grundlegende Handlung
erfolgen.
Soldatenrat setzt sich gegen feindselige Frontoffiziere durch
Imposante Umzüge und Großveranstaltungen konnten aber nicht darüber
hinwegtäuschen, daß die Sozialdemokraten in Offenburg in der Minderheit
waren. Was Geck sehr bald zu Ohren kam, mußte auf ihn ernüchternd wir-
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