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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 288
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0290
Dieser feindselige Angriff bezog sich auf die Mitgliedschaft Gecks bei einer
Burschenschaft. Im Gegensatz zu seinem Vormund Goegg, der während seines
Studiums in Freiburg einem Corps (Rhenania) beigetreten war, hatte sich
Geck im Wintersemester 1874/75 für den Beitritt zu der Burschenschaft Teutonia
entschieden, die als älteste Burschenschaft in Karlsruhe am 10. 10. 1843
gegründet worden war. Die exponierte Stellung Gecks brachte die „Teutonia"
gelegentlich in Verlegenheit. So waren seitens des Rüdesheimer Verbandes
deutscher Burschenschaften Bestrebungen im Gange, die Burschenschaft wegen
Gecks Zugehörigkeit zur SPD „vollständig zu isolieren", und der Ausschuß
des Altherrenverbandes der „Teutonia" wandte sich deshalb am 12. 1.
1908 mit der Frage an Geck, ob ihm das sozialdemokratische Programm verbiete
, dem deutschen Vaterland in gleicher Weise zu dienen, wie dies der
Wahlspruch „Freiheit, Ehre, Vaterland" von jedem Burschenschafter verlange
. 151 Wenn man sich auch arrangierte, so gab es doch immer wieder innerhalb
der Burschenschaft Auseinandersetzungen wegen Geck. Andererseits behielt
man ihn auch in guter Erinnerung, da Geck sehr häufig Rothaus-Bier für die
Kneipen stiftete.

Die Polemik Maiers gegen Geck war offensichtlich persönlicher Natur, denn
auch andere bekannte SPD-Politiker gehörten studentischen Verbindungen
an. Innerhalb der Arbeiterschaft wurde die Mitgliedschaft Gecks bei der
„Teutonia" offenbar nicht so tragisch genommen. Als ein Angehöriger der
Burschenschaft während der Osterferien 1911 praktisch in einer Karlsruher
Gießerei arbeitete und auf die Frage eine Heizers nach dem Namen seiner Korporation
die „Teutonia" nannte, meinte dieser: „Die roten Mützen, mein Lieber
, kennen wir genau, die Teutonen sind doch die, die unser Parteimitglied
Geck nicht rausschmeißen, trotzdem er Sozialdemokrat ist".152 Im Verhältnis
Gecks zu den Teutonen gab es aber noch einige Ungereimtheiten. Während er
beispielsweise den 1. Mai 1919 auch unter der Losung „Fort mit den
Freiwilligen-Bataillonen!" beging und ihre Auflösung forderte, rechnete es
sich die Burschenschaft zur Ehre an, daß „unzählige Burschenschafter — viele
Burschenschaften geschlossen — in den Freicorps gestanden oder sich als
.Zeitfreiwillige' der Reichswehr" bei Kommunistenunruhen zur Verfügung
stellten.

Unverständlich bleibt, daß Geck noch in der „Teutonia" verblieb, als diese
nach der Vereinigung des „Rüdesheimer Verbandes" mit der Deutschen Burschenschaft
im Januar 1919 auch deren „Rassestandpunkt" grundsätzlich akzeptierte
: „nur deutsche Studenten arischer Abstammung, die sich zum
Deutschtum bekennen, werden in die Burschenschaft aufgenommen";153 denn
Geck besaß selbst zahlreiche jüdische Freunde und Bekannte und bekämpfte
den Antisemitismus auf jede Weise. Daß er trotzdem in der Verbindung blieb,
bis er 1934 ausgeschlossen wurde, hängt vielleicht damit zusammen, daß die
„Teutonia" den „Rassestandpunkt" nicht auf ältere Angehörige anwandte,
denn mit Geck und anderen, welche die NSDAP ablehnten, wurden auch eini-

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