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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 292
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zubauen und nach Offenburg zu verlegen, doch Geck erklärte, daß seine
Druckerei technisch nicht imstande sei, ein Tageblatt herzustellen. Auf der
Nachmittagssitzung, die von Geck mit einem ehrenden Nachruf auf Mehring,
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg eröffnet wurde, standen die Anträge
über den Sitz des Landesvorstandes zur Beratung. Konstanz wünschte die Verlegung
nach Offenburg, Freiburg nach Karlsruhe. Mit 57 gegen 8 Stimmen
entschieden sich die Delegierten für Karlsruhe, und als Vorsitzender wurde
einstimmig Bernhard Kruse (Karlsruhe) gewählt. Im Anschluß eines Berichtes
von Georg Dietrich (Karlsruhe) über den Parteitag der USP in Berlin, debattierten
die Delegierten auch über das Rätesystem, für das sich Remmele,
Kruse und Trabinger einsetzten. Geck, der über „die politische Lage im Reich
und im Lande" referierte, griff zu diesem Punkt bezeichnenderweise nicht
ein, obwohl er sich nach den enttäuschenden Wahlergebnissen deutlicher als
früher zum Rätesystem bekannt hatte. Es sei zu dieser Konferenz noch erwähnt
, daß ein Antrag von Durlach, sich der Kommunistischen Partei anzuschließen
, mit 25 gegen 17 Stimmen abgelehnt wurde. Geck feierte im Schlußwort
die neue Organisation als Kampfgenossenschaft des revolutionären Proletariats
.

Adolf Geck war kein Theoretiker, und wir haben gesehen, wie unpräzis seine
Vorstellungen gerade im entscheidenden Zeitpunkt der Revolution waren.
Geck hat leider auch keine Arbeit über seine politischen Vorstellungen hinterlassen
, und seine ungenaue Ausdrucksweise bereitet entsprechende Schwierigkeiten
, diese zu analysieren. Man erinnert sich an eine kritische Stelle in einem
Brief Bebels vom 20. August 1911 an Kautsky:

„Adolf Geck, der Berichterstatter für den Fraktionsbericht ist, hat ein Stück Arbeit zum Stiefelausziehen
geliefert. Korrektur kostete mich einen ganzen langen Tag und ist doch nur Stückwerk.
Es ist zum Davonlaufen. Kein Mensch in der Fraktion gibt sich die Mühe, den Bericht gründlich
durchzulesen, obgleich alle ihn verantworten müssen; der Einzelne liest höchstens, was er selbst
gesagt haben soll."158

Geck liebte neben seiner journalistischen und parlamentarischen Tätigkeit die
politische Agitation, und so überrascht es schon nicht mehr, daß er in dieser
erregenden Zeit lieber in den Demonstrationsversammlungen auftrat als an
dem vom 2. bis 6. März in Berlin stattfindenden außerordentlichen Parteitag
der Unabhängigen teilzunehmen. Immerhin standen dort Programm und Taktik
der Partei auf der Tagesordnung, zu der übrigens seitens der badischen Organisation
keinerlei Anträge vorlagen. Aber es bleibt doch bemerkenswert,
daß Geck dieser Tagung wieder fernblieb, obwohl er der Kontrollkommission
angehörte, also der zweitwichtigsten Kommission der Partei, die auch die Tätigkeit
und Haltung der Partei zu überwachen hatte. Schließlich konnte er
auch davon ausgehen, daß er wiedergewählt wurde, was auch trotz seiner Abwesenheit
der Fall war. Der Parteitag bekannte sich grundsätzlich zum Rätesystem
und forderte eine entscheidende Mitwirkung der Räte bei der Gesetzgebung
, Staats- und Gemeindeverwaltung sowie in den Betrieben. Er verlangte
die Einordnung des Rätesystems in die Verfassungen, obwohl er mit keiner

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