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thek, befinden sie sich jedenfalls nicht15. In diese ist der Großteil der Etten-
münsterer Büchersammlung im Jahr 1806 gelangt, nachdem schon zuvor das
evangelische Pädagogium in Lahr einen Teil, wohl nur Gedrucktes, für sich
abgezweigt hatte. Wenn es nach dem Willen der Regierung gegangen wäre,
wäre der Restbestand noch im selben Jahr zwischen der Hofbibliothek und
der Universitätsbibliothek Heidelberg aufgeteilt worden. Die Karlsruher Bibliothekare
begnügten sich jedoch damit, ältere Ausgaben der Klassiker und
der Kirchenväter auszusondern und das übrige auf dem Speicher verstauben
zu lassen. Erst 1821 wurden die entsprechenden Kisten überprüft und der
größte Teil des Inhalts auf Betreiben der Universität nach Heidelberg verfrachtet
— gegen den Widerstand des Staatsministeriums, das die Bücher
nicht einmal des Geldes für den Transport wert hielt! Daß die meisten Schriften
Stöbers (und auch anderer) verschollen sind, ist wohl darauf zurückzuführen
, daß er sie bei Aufhebung des Klosters als persönliches Eigentum reklamierte
, und, durch die entsprechende Zusage des badischen Kurfürsten gedeckt
, mitnahm16. Sind sie, was wenig wahrscheinlich ist, in der Bibliothek
verblieben, dann hatten sie alle Aussichten, beim Altpapier zu landen. Denn
einer anderen Verwendung hielten auch solche Bibliothekare, die für ihre
Kenntnisse weithin bekannt waren, diesen ihrer Meinung nach „ascetischen
Wust" nicht für würdig17.
Von den geschichtlichen Darstellungen kamen dem Verfasser dieser Zeilen im
Rahmen einer eingehenden Nachsuche folgende in die Hände, und zwar
1. im Pfarrhaus zu Schweighausen im oberen Schuttertal:
Kurtze Historische Beschreibung der Pfarrey Schwaighausen von dem Jahr
1775 angefangen. Zusammengetragen von P. Bernardo Stoeber O. S. Ben.
des Klosters Ettenheimmünster Profeß und derzeit Pfarrer allhier. Erster
Theil in sich enthaltend die Jahre 1775—1779. Zweyter Theil in sich enthaltend
die Jahre 1780—1785. Dritter Theil in sich enthaltend die Jahre 1786—
1794. Der Band 1 dieser Handschrift bietet die Vorgeschichte der Pfarrei mit
Urkundenauszügen, der St.-Anna-Kapelle am Ort und der Filialorte Dörlin-
bach und Wittelbach. Ausgehend vom Jahr 1775, ab welchem er hier residierte
, schrieb Stöber gewissermaßen lokale Zeitgeschichte nach der Art des Annalisten
, hielt in diesem und den folgenden zwei Bänden alles fest, was sich
seiner Meinung nach an Wichtigem in seinem neuen Wirkungskreis ereignet
hatte wie besondere Vorkommnisse im Verkehr der Untertanen mit dem Kloster
, Bauunternehmungen, Anschaffungen für die Kirchen und das Pfarr-
15 So der schon zitierte Preisendanz. Das folgende nach GLA 205 (= Akten der Universität Heidelberg) / 82.
Vgl. auch H. Schwarzmaier, Ettenheimmünster, in: Germania Benedictina, Bd. 5, Augsburg 1975, S. 219.
Obengenanntes Faszikel enthalt einen Bücherkatalog von der Hand Stöbers und des P. Anselm Fey, der bis
ins Frühjahr 1805 mit der Inventarisierung der Klosterbibliothek beschäftigt war.
16 Für diese Annahme spricht auch der Schenkungsvermerk Stöbers auf dem Titelblatt des „Monasterium D.
Ettonis" zugunsten der Pfarrei Münstertal.
17 Vgl. hierzu H. Schmid, Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802—1811, Überlingen 1980, S. 325 f.
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