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Das Fest Maria Aufnahm in den Himmel, welches das Patrozinium in der Klosterkirche war, welches
dessen ungeachtet dennoch von Zeiten der Einsetzung der Bruderschaft des heil. Rosenkranzes
in der Kirche des heil. Landelins wie ein anderes Muttergottesfest ist gehalten worden, hat er
in der Klosterkirche feyerlichst begehen lassen, also zwar, daß die Laudes gesungen wurden, eine
Prozession mit dem hochwürdigen Gute gehalten und das Hochwürdige in dem Amte und beeden
Vespern ausgesetzet war.
Nachdem sich seine Kränklichkeit und Presten immer mehr gehäufet hatten, starb endlich Abt
Landelin den 2ten Heumonat im Jahr 1793 an einem innerlichen Brande und sein Leichnam wurde
von dem hier wohnenden, vertriebenen Abt Exuperius von Ebersheimmünster feyerlich in der
Gruft hinter dem hohen Altar beigesetzet. Bei dessen Leichbegängnis waren nebst sehr vielen andern
Fremden auch über 60 vertriebene Priester aus Frankreich, denen er in seinem Leben viel
Gutes'erwiesen hatte. Am Ilten dieses Monats hielt ihm bei dessen Dreyßigsten die Trauerrede
der Vizepräses des hiesigen Seminariums, Herr Franz St. Quentin, welche auf Kosten des Klosters
zu Freyburg gedrucket worden28.
XXVItes Kapitel
Geschichte hiesiger Pfarrey von dem Jahre 1793 im Heumonate bis zum Jahre 1799
An dem 19ten Heumonate im Jahr 1793 wurde P. Arbogast Heußler29, von Offenburg gebürtig,
damaliger Prior, als Abt erwählet, und am 23ten dieses Monats als an einem Sonntage von Johann
Jakob Lanz, Bischofen von Dora und Weyhbischofen des Straßburger Bistumes, in hiesiger
Klosterkirche zum Abte eingeweyhet. Am 25ten eben dieses Monates empfing er die Huldigung
von den hiesigen Einwohnern und übrigen Unterthanen des Klosters.
Bei einbrechendem Winter dieses Jahres wurden Abt Arbogast und das Kapitel von dem Herrn
Kardinal wieder genöthiget, das Badhaus zu St. Landelin zu einem Spitale für die Legion Mira-
beau zum großen Schaden des Klosters und hiesigen Ortes herzugeben; denn diese Soldaten
brachten mit sich hieher das ansteckende Fleck- oder Faulfieber. Es war nicht anders als wenn die
Luft von diesem Lazaret ganz vergiftet worden wäre. Aus dem Badhause dämpfte ein abscheulicher
Geruch bis in die Weite aus; und selbst das Kloster war von diesem Gerüche ganz angefüllet,
so, daß man genöthiget war, dasselbe alle Tage einigemale mit Rotholder auszuräuchern.
Weil zu viele Soldaten an dieser fürchterlichen Krankheit starben und der Freythof zu St. Landelin
zur Begräbnis derselben nicht mehr hinlänglich war, wurde ihnen im Anfange des Jahres 1794
auf der Wiese hinter dem Kaufhause bei der Brücke ein besonderer Platz zu ihrer Begräbnis ausgesteckt
und geweyhet.
Mehrere hiesige Einwohner und auch aus Frankreich Ausgewanderte mußten an dieser Krankheit
ihr Leben einbüßen. In dem Kloster starben zween Seminaristen und der Vizepräses des Seminariums
, Franz St. Quentin, ein fürtrefflicher Prediger und schöner, junger, hoffnungsvoller Mann,
dessen Leichnam in der Kapelle auf dem Freythofe zu St. Landelin feyerlich begraben wurde.
Auch mußte an dieser Krankheit sterben ein Priester30 hiesigen Klosters, ein baumstarker, frischer
, erst 33 Jahre alter Mann, und ein noch junger, frischer Bedienter des Klosters. Die, welche
auch von dieser Krankheit wieder geneseten, hatten lange Zeit zu thun, bis sie wieder davon sich
ganz erholet hatten.
28 Trauerrede auf Landelinus Ablen zu Euenheimmünster, BenedictinerOrdens, gehalten in der Stiftskirche
daselbst von Franz St. Quentin, Vorsteher des bischöflichen Seminariums. Den 11. Brachmonat 1793. Freyburg
im Breisgau.
29 1755—1829, Abt von 1793 bis 1803.
30 Benedikt Schaffroth (1761—1794).
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