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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0115
Auf das Feste der Erscheinung des Herrn wurde die ganze Herrschaft des Klosters mit Truppen
und Pferden von der Armee des Prinzen Conde31 angefüllet und darinn in das Winterquartier geleget
. Doch am 22ten Jänner mußten sie alle ab und nach Rothenburg am Neckar in Schwaben
ziehen.

Auf den Aschermittwoche im Jahre 1795 entstund ein solch gewaltiger, alles verheerender Sturmwind
, daß man glaubte, er würde alles zu Grunde richten und zerstören. Der Schaden, welchen er
in den Waldungen des Klosters angerichtet hat, war nicht zu schätzen.

Der 24te Heumonat 1796 war der unglückliche Tag für unser Vaterland, an welchem die Franzosen
mit großer Macht über den Rheine setzten und immer mehr durch das Land heraufzogen. Abt
Arbogast und die meisten Religiösen verließen hier das Kloster und suchten vor den Franzosen ihr
Heil in der Flucht bis in Schwaben, Bayern, auch in der Schweiz. So hörte hier auf einmal alles
Chorgesang und aller feyerliche Gottesdienst auf.

Weil man so vieles von den schrecklichen Mißhandlungen der Franzosen an dem unteren Rheine,
von ihren fürchterlichen Verfolgungen der noch standhaften Geistlichen und Wahrgläubigen in
ihrem eigenen Lande vernommen hat, und weil die Condeische Armee, die vor den Franzosen
floh und Freund des Landes seyn sollte, so vieles Übel anrichtete, glaubte man nichts anderes als
bei der Franzosen Ankunft werde alles verloren seyn, besonders für hiesiges Kloster und Ort, wo
man der Legion des Mirabeau so oft nothgezwungen hat müssen Unterschlupf geben und wegen
welchem sie auch zu Straßburg so oft die gänzliche Einäscherung des Klosters und der Kirche des
heil. Landelins angedrohet hatten. Alles bebete daher, alles zitterte vor Angst und Furcht vor
dem, was geschehen würde.

Man stellte öffentliche Gebethe und Andachten an, das Volk bereitete sich durch Empfangung
der heil. Sakramente wie zum Tode, und man suchte auf mögliche Art von Gott durch die Fürbitte
des heil. Landelins Hilfe und Erbarmnis in dieser äußersten Noth zu erhalten. Der damalige
Prior P. Johann Baptist Scheidet machte mit Einwilligung der Religiösen, die noch zurückgeblieben
waren, und der ganzen Gemeinde hiesiger Pfarrey öffentlich ein Gelübd, daß, wenn Kloster
und Ort durch die Fürbitten des heil. Landelins diesesmal würden gerettet werden, künftig, so
lange das Kloster besteht, alle Freytäge die heil. Messe soll zur Ehre des heil. Landelins Gott aufgeopfert
werden, daß auch für alle folgenden Zeiten die Gemeinde sich am Freytage in der heil.
Messe, so viel möglich, einfinden, den heil. Rosenkranz in derselben laut bethen und nach geen-
digter Messe die Lytaney von dem heil. Landelin abbethen werde.

Je näher die Franzosen anrückten, desto quälender waren die Umstände des hiesigen Ortes. Die
Straße, die nach Schwaighausen in das Thal führet, war immer mit Menschen und Viehe, mit Altern
und ihren kleinen Kindern, mit Greisen und jungen Leuthen angefüllet, die vor den ankommenden
Franzosen von dem Lande her flohen. Unter diesen schrien, jammerten und seufzeten andere
, andere verfluchten und verwünschten die Franzosen. Dort bereiteten sich andere, sich dem
Feinde zu widersetzen, da kamen andere voll der Besorgnis, wie es zu Hause werde aussehen, aus
der Flucht wieder zurück. Andere brachten fröhliche, doch verlogene Bothschaften vom zurückgeschlagenen
Feinde, andere erzähleten ebenso verlogen die schrecklichsten Greuelthaten, welche
die Franzosen, wo sie hinkamen, ausübeten. Andere hier Durchziehende ermunterten die Leuthe
hier auch zur Flucht auf, andere mißriethen ihnen dieselbe und riethen ihnen, zu Hause zu bleiben
. Alle Arbeiten blieben indessen liegen, alle Geschäfte stockten, alle gingen vor Furcht und
Angst ganz niedergedrückt wie der Schatten an der Wand ohne Leben, ohne Muth, ganz erblaßt
herum.

31 Louis Joseph (1736—1818), Herzog von Bourbon, Prinz von Conde, bildete 1792 in Worms ein
Emigranten-Corps, das auf der Seite Österreichs gegen die Revolution kämpfte.

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