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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0150
Wirtschaft getrieben werden muß und häufig Hauptsache wird"43. Die Verbindung
von Landwirtschaft und Gewerbe kann aber auch als Ausdruck einer relativ
ausgeglichenen Sozialstruktur auf kleinbäuerlicher Grundlage gesehen
werden, die auch Krisenzeiten leichter überstehen läßt.

Eine soziale Differenzierung der Bevölkerung ergab sich fast ausschließlich
aus der Besitzstruktur in der Landwirtschaft und damit letztlich aus den Vererbungsformen
für den landwirtschaftlichen Grundbesitz und aus der Bodennutzung
. Auf eine kurze Formel gebracht läßt sich das Gebiet der beiden
Amtsbezirke für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in zwei unterschiedliche
Sozialräume gliedern:

In den Dörfern der Rheinebene war der landwirtschaftliche Besitz ungefähr
gleichmäßig verteilt. Obgleich Realteilung herrschte, wurde sie nicht zu weit
getrieben. Allmenden und Pachtland schufen einen gewissen Ausgleich für
den geringen Eigenbesitz. Die Besitzgrößenstruktur wurde durch die anhaltende
Abwanderung stabil gehalten oder sogar verbessert.

In den Gemeinden der Vorbergzone und namentlich des Schwarzwaldes
herrschte größere soziale Vielfalt. In den Rebdörfern hatte der Weinbau zu erheblicher
Besitzzersplitterung geführt, so daß Nebenerwerb in vielen Fällen
unabdingbar war. Hier liegen auch die gewerblichen Ansätze des Gebietes. In
den Schwarzwaldgemeinden stand den Hofbauern, deren Höfe in der Größe
allerdings nicht mit denen des Hofsiedlungsgebietes im Mittleren und Südlichen
Schwarzwald vergleichbar waren, eine landarme und selbst landlose
Schicht gegenüber, die ihren Unterhalt durch Taglohnarbeiten erwerben oder
ergänzen mußte. Für die Gemeinde Lauf wird beispielsweise im Jahr 1889 angegeben
, daß ein Drittel der Einwohner neben dem landwirtschaftlichen Betrieb
auf Taglohn angewiesen sei und daß 50 Familien keinerlei Liegenschaften
besäßen und nur vom Taglohn lebten44. In schlechten Erntejahren zogen
Kinder aus den Schwarzwaldgemeinden bettelnd in die Dörfer der Ebene.

Der relativ stabilen, ausgeglichenen Struktur in der Ebene tritt als Kontrast eine
in sich stärker differenzierte Sozialstruktur mit kurzfristig schwankenden,
weil von den wechselnden Erträgnissen des Obst- und Weinbaues stark abhängigen
Wohlstandsverhältnissen gegenüber.

Die wirtschaftliche Entwicklung

Die Frage, weshalb die beiden Amtsbezirke wie übrigens fast ganz Mittelbaden
in der wirtschaftlichen Entwicklung hinter der Gesamtentwicklung in Baden
zurückblieben, ist nicht leicht zu beantworten. Das Fehlen von Rohstoffen
, insbesondere von Kohle und Eisen, zum Aufbau einer Schwerindustrie
hatte das Gebiet mit dem übrigen Baden gemeinsam, auch die handwerklich-
kleinbetriebliche Struktur des Gewerbes, das zudem bis 1862 in Zünften gebunden
war. Der schon für die Industrialisierung Badens als erschwerend an-

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