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worden war. Noch 1872 rügte der Bühler Amtmann bei der Ortsbereisung in
Hildmannsfeld, daß dort Blauklee (Luzerne) und Pferdezahnmais noch nicht
einmal versuchsweise angebaut würden. 1883 dagegen hatte sich hier der
Ackerfruchtanbau auf Kosten des Zichorienanbaus ausgebreitet.79 In Leiberstung
baute man 1871 noch wenig Klee an, führte aber erfolgreich Versuche
mit Pferdezahnmais durch. Darüber hinaus wurden Versuche mit Blauklee
empfohlen, da er in den Nachbarorten im Amt Rastatt angebaut werde und
der Boden auch hier dafür geeignet sei.80 Im Jahre 1883 wurden im Amt Bühl
schon auf 780 ha, das waren 15°7o des Ackerlandes, zumeist auf ehemaligem
Getreideland, Futterpflanzen angebaut81.
Andererseits holten noch in der gleichen Zeit die Bauern der Schwarzwalddörfer
Laubstreu aus dem Wald. Die Waldwirtschaft war für die Schwarzwaldbauern
nicht nur eine Nebenerwerbsquelle, wenn sie in den staatlichen und in
den Gemeindewaldungen Arbeit fanden, sie war auch in den bäuerlichen Betrieb
selbst eingegliedert. Die Größe des bäuerlichen Waldbesitzes läßt sich für
1895 ungefähr aus der Differenz zwischen bewirtschafteter Fläche und landwirtschaftlicher
Anbaufläche schätzen, die in der Betriebszählung erhoben
wurden82. Danach betrug der Anteil der Anbaufläche in den Gemeinden der
Rheinebene zusammen 93,0°7o der bewirtschafteten Fläche, in der Vorbergzo-
ne 88,6°7o und in den Schwarzwaldgemeinden nur 43,5°7o. Die restlichen Anteile
dürften sich auf Wald und Weideland verteilt haben. Für 1902 wird in einer
Forststatistik angegeben, daß im „Oberen Rheintal mit den Vorbergen des
Schwarzwaldes und dem von ihnen auslaufenden Hügelgelände" 27% der
Waldungen Privatbesitz waren, im Schwarzwald sogar 38,7°7o83.
Die Betriebsgrößen
Das Verteilungsmuster der vorherrschenden Betriebsgrößen in der Landwirtschaft
, wie es von der Betriebszählung 1895 wiedergegeben wird, zeigt deutliche
Zusammenhänge mit der Flächennutzung einerseits und mit der Erwerbsstruktur
in den Gemeinden sowie mit dem Ausmaß der nebenberuflichen Beschäftigung
der Landwirte andererseits. Mit ganz wenigen Ausnahmen bewirtschafteten
die Bauern kleine Betriebe mit weniger als 10 ha Betriebsfläche. Die
stärkste Besitzzersplitterung herrschte in den Gemeinden mit einer gewissen
zentralörtlichen oder gewerblichen Bedeutung (Achern, Bühl, Kappelrodeck,
Oberachern) sowie in den Rebdörfern Eisental und Varnhalt. In diesen Gemeinden
besaßen mehr als die Hälfte der Betriebe eine Betriebsfläche von weniger
als einem Hektar. In der übrigen Vorbergzone und in den Schwarzwaldgemeinden
lag der Anteil dieser Kleinstbetriebe zwar niedriger, aber mehr als
die Hälfte der Betriebe bewirtschaftete eine Fläche von weniger als zwei Hektar
. In den meisten Gemeinden der Rheinebene, wo die Ackernahrung infolge
fehlender Sonderkulturen höher angesetzt werden muß und wo nebenberufliche
Tätigkeit nur in eingeschränkterem Maße möglich war, besaßen die mei-
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