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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0170
ben, daß das Bad 1872 endgültig geschlossen wurde. In den Gebäuden richtete
sich die Pflegeanstalt ein, die als Kreispflegeanstalt heute noch besteht.107

Seit der Zeit der Romantik, als die Landschaft, insbesondere die Gebirgs- und
Waldlandschaft, als ästhetisches Reizmoment in das Bewußtsein der tonangebenden
„gebildeten Stände" trat, übte auch der höhere Schwarzwald Anziehungskraft
auf die Bewohner der benachbarten Städte, mehr noch auf Fremde
aus. Einzelne Naturschönheiten und Aussichtspunkte wurden das Ziel für
Wanderungen und Ausflugsfahrten, vor allem auch aus den Renchtalbädern
und aus Baden-Baden, das sich im 19. Jahrhundert zum Weltbad entwickelte.
Gerade von Baden-Baden aus unternahm man Wagenfahrten und Ausflüge zu
den Höhen zwischen Murg und Acher. An der Buntsandsteinstufe, von der
aus der Blick über den Talschwarzwald und die Rheinebene bis zu den Voge-
sen schweift, rastete man in einfachen Gasthäusern und Schutzhütten.

Durch diesen Ausflugsverkehr erlangte die Gegend die notwendige Bekanntheit
, die sie in den siebziger Jahren für den sich dann durchsetzenden Erholungsverkehr
mit längerer Aufenthaltsdauer erschließen sollte. Dieser Erholungsverkehr
stand weiterhin im Zeichen des romantisierenden Naturgenusses
, der aber nicht mehr mit Verzicht auf standesgemäßen Komfort erkauft
werden wollte. Die Gäste kamen zunächst aus den oberen Gesellschaftsschichten
. In den Gästebüchern der Unterkünfte wurde die Erinnerung an den Aufenthalt
des Großherzogs, der Prinzen, der Kaiserin von Österreich lebendig erhalten
.108 Die Unterkünfte paßten sich sehr rasch den steigenden Ansprüchen
an. In knapp zwanzig Jahren verwandelten sich die Waldwirtshäuser und
Schutzhütten durch An-, Um- und völlige Neubauten zu den großen Hotels
und Kurhäusern, die noch heute entlang der Buntsandsteinschichtstufe an der
später gebauten Schwarzwaldhochstraße aufgereiht sind.

Als charakteristisches Beispiel für diese Entwicklung sei hier nur die Geschichte des Kurhauses
Sand kurz nachgezeichnet, wie sie Schorb in seiner Arbeit über den Fremdenverkehr an der
Schwarzwaldhochstraße109 schildert. 1874 pachtete ein pensionierter Gendarm von der Stadt Bühl
die Schutzhütte auf dem Sand als Nebenverdienstmöglichkeit. Die Hütte bestand aus der Wirts-
stube, einem Nebenzimmer und der Küche sowie einigen Mansarden. In Stall und Schopf wurden
übernachtende Fuhrleute untergebracht. Das Haus wurde auf Ausflügen von Baden-Baden und
von Straßburg her gern besucht, so daß bald Fremdenzimmer angebaut wurden und nach weiteren
Umbauten aus der schlichten Waldschenke ein gutgehender Gasthof geworden war. 1884 lief
der Pachtvertrag ab, und der Pächter verließ das Haus, um seine Erfahrungen in einem eigenen
Unternehmen zu verwerten, das er unweit nördlich des Sand auf dem Plättig aufbaute. Der neue
Pächter auf dem Sand erweiterte nochmals, so daß um die Jahrhundertwende das Hotel in der
Grundform, wie wir sie kennen, vollendet war.

Ähnlich verlief die Entwicklung auch bei den anderen Höhenhotels, die alle
ohne Zusammenhang mit den Talsiedlungen entstanden und erst um 1930
durch die Schwarzwaldhochstraße miteinander verbunden wurden. Von den
Höhenhotels aus wurde der Fremdenverkehr auch in die oberen Täler und Seitentäler
der Acher und Bühlott hineingetragen. Beklagte man noch 1868 eine

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