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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0202
trumspartei hatte am gleichen Tag ihren prominentesten Politiker aufgeboten:
den Vorsitzenden des badischen Zentrums und Fraktionsvorsitzenden im
Landtag, den Prälaten Dr. Ernst Föhr. Er kritisierte in der überfüllten Haslacher
Stadthalle den rüden Wahlkampfstil der NSDAP, die Zeitungsverbote
sowie die einseitige Benutzung des Rundfunks für die Nazi-Propaganda.72

Die Haslacher Nazis sahen in der Zentrumspartei in diesem Wahlkampf ihren
Hauptgegner; denn am 24. Februar zogen sie alle Register der braunen Wahlpropaganda
, um das Zentrum zu verunglimpfen. In einer Wahlkundgebung in
der Stadthalle beschimpfte der NS-Gauredner Jungbluth den Zentrumsvorsitzenden
Dr. Föhr als einen „vollgefressenen Prälaten", einen „schwarzbefrackten
Gauner"73. Die Zentrumspolitiker seien alle „Verbrecher, Lumpen,
Bestien"74. Mit Recht warf das Zentrumsblatt „Kinzigtäler Nachrichten" den
Nazis vor: „Der Wahlkampf in Haslach hat seinen niedrigsten Stand
erreicht."75 Als Kaplan Liebenstein von der Kanzel der katholischen Stadtkirche
daraufhin den Nationalsozialismus mit dem Antichristentum gleichstellte,
drohte die Haslacher NSDAP-Ortsgruppe in einem Artikel im „Anzeiger vom
Kinzigtal", ihn ins Gefängnis zu bringen, außerdem scheine Liebenstein „seinem
Namen nach in naher Verwandtschaft mit Alljuda zu stecken."76

Die Haslacher Kommunisten waren durch die Verhaftung vieler ihrer
Mitglieder77 schon so unter Druck gesetzt, daß sie es nicht mehr wagten, mit
einer öffentlichen Wahlversammlung in den Wahlkampf einzugreifen. Nur
die Sozialdemokraten veranstalteten noch am 2. März im Facklerschen Saal
beim Bahnhof eine Wahlversammlung, in der der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins
Haslach Friedrich Keppner sich gegen die Lügen- und Verleumdungspropaganda
der Nationalsozialisten zur Wehr setzte.78 Bezeichnenderweise
wurde die Versammlung von zwei Polizisten überwacht.79 Natürlich berichteten
die Haslacher Lokalzeitungen nichts über die SPD-Versammlung. Gegen
Keppner gingen die Nazis jetzt massiv vor.80 Seine Verhaftung wurde ihm angedroht
. Auf Druck der NS-Ortsgruppe mußte er sogar aus dem Wahlausschuß
für die Durchführung der Reichstagswahl ausscheiden und den Vorsitz
für den Stimmbezirk Männer niederlegen. Statt ihm wurde NS-Ortsgruppen-
führer Wilhelm Krafft Vorsitzender dieses Stimmbezirks.81

72 KN v. 20. 2. 1933.

73 KN v. I. 3. 1933; „D'r alt Offenburger" v. 4. 3. 1933.

74 Ebenda.

75 KN v. 1. 3. 1933.

76 AK v. 4. 3. 1933; Interview Borho.

77 Vgl. oben S. 198.

78 W. Engelberg, Tagebuchaufzeichnungen, StAH.

79 Ebenda.

80 Siehe auch S. 198/199.

81 Schreiben der Stadt Haslach an das Bezirksamt Wolfach v. 3. 3. 1933. Verwaltungssachen XIII, 1, 6b,
StAH. Krafft war vorher nur stellvertretender Vorsitzender des Stimmbezirks Männer.

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