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sich weigerte, in die Hitler-Partei einzutreten und im Juni 1933 von dem
NSDAP-Mitglied Emil Wimmer aus seinem Amt verdrängt wurde."4 Bürgermeister
Selz erwies sich in der Folgezeit als ein linientreuer Nationalsozialist,
der seit Mai 1933 auch Leiter der Haslacher Ortsgruppe des NS-Beamtenbun-
des war und nicht müde wurde, auf Beamtenversammlungen für die SS, SA
und SA-Reserve zu werben.115
Auflösung und Verbot von Parteien und Vereinen —
Zahlreiche Verhaftungen
Seit Göring in Preußen die SA während des Wahlkampfes im März 1933 als
bewaffnete Hilfspolizei herangezogen hatte, wurde auch in Baden nach dem
5. März die Polizeigewalt teilweise in die Hände der SA gelegt. Das Sondergebiet
der politischen Polizei wurde zur Domäne der SS."6 Die polizeilichen
Befugnisse in Haslach wurden damals weitgehend vom örtlichen Führer der
SS Fritz Falk und dem örtlichen Führer der SA und SA-Reserve Friedrich
Schlenker ausgeübt. Daneben wurde am 1. April dem NS-Ortsgruppenleiter
Wilhelm Krafft die Verwaltung der Ortspolizei übertragen."7 Nachdem Krafft
Anfang Juni auch noch zum Bürgermeisterstellvertreter berufen worden
war"8, besaß dieser in Haslach eine starke Machtposition, die er weidlich ausnutzte
, um die politischen Gegner auszuschalten und die „Zentrumsbastion"
und „Kommunistenhochburg" Haslach „braun" einzufärben.
Von allen Parteien der Weimarer Republik, die 1933 durch die Hitler-Diktatur
zerschlagen wurden, hatte die KPD die meisten Verhaftungen zu beklagen."9
Dies zeigte sich auch in Haslach, wo gegen die Kommunisten von den Nazis eine
richtige Progromatmosphäre erzeugt wurde. Nach unseren bisherigen Feststellungen
wurden allein im Jahre 1933 39 Mitglieder der Haslacher KPD-
Ortsgruppe verhaftet, einige nur für ein paar Tage oder Wochen, andere wieder
, wie beispielsweise der Vorsitzende der Haslacher KPD Willi Harter, über
Monate.120
Die Kommunisten waren auch die einzige politische Gruppierung in Haslach,
die es nach dem 30. Januar 1933 wagte, gegen das NS-Regime aktiv Wider-
114 AK v. 14. 6. 1933.
115 AK v. 10. 11. 1933.
116 Karl Dietrich Erdmann, Die Zeit der Weltkriege. B. Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte.
8. Aufl., Stuttgart 1965, S. 1%.
117 AK v. 3. 4. 1933.
118 AK v. 13. 6. 1933.
119 Richard Löwenthal/Patrik von zur Mühlen (Hrsg.), Widerstand und Verweigerung in Deutschland
1933—1945. Berlin/Bonn 1982, S. 83.
120 Nachdem Willi Harter mehrere Wochen in Schutzhaft im Wolfacher Gefängnis war, kam er im Mai 1933 in
das Schutzhaft- und Arbeitslager Ankenbuk bei Villingen. Später war er im KZ Natzweiler, KZ Dachau und
KZ Mauthausen. Vgl. Interview Harter. Eine Aufstellung der verhafteten Haslacher KPD-Mitglieder findet
man in Verwaltungssachen XX, 13, StAH, sowie in W. Engelberg, Tagebuchaufzeichnungen, StAH.
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