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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0233
spätestens 13 Uhr ihre Stimme abzugeben. Nachmittags mußten sie sich für
„einen durchgreifenden Schlepperdienst" zur Verfügung stellen. SA, SS und
HJ gingen von Haus zu Haus, um jedermann zur Wahl zu bewegen. In den
Haslacher Gastwirtschaften wurden Kontrollen durchgeführt. Insbesondere
standen an den Ortsausgängen und auf dem Bahnhof Kontrollposten der SA,
um die Wegreisenden an ihre Wahlpflicht zu erinnern. Überall in der Stadt
warben hunderte von Aufrufen und zahlreiche großformatige Transparente.263
Vor den Wahllokalen waren große Plakate aufgestellt, die zu einer positiven
Wahlentscheidung aufforderten. In den beiden Lokalzeitungen war besonders
darauf hingewiesen worden, daß wie bei früheren Wahlen auch Frauen im selben
Maße stimmberechtigt seien wie die Männer. „Es ist also Pflicht jeder
deutschen Frau, ihr Stimmrecht auszuüben."264 Um unbedingt sicherzustellen
, daß alle Haslacher ihre Stimme auf die von den Nazis erwartete Weise abgaben
, erschienen große Wahlbelehrungen in den Lokalzeitungen: „Bei der
Wahl müssen beide Stimmzettel angekreuzt werden. Es genügt also nicht, nur
den grünen Stimmzettel im ,Ja'-Kreis anzukreuzen. Wer richtig wählen will,
kreuzt den Stimmzettel zur Volksabstimmung im ,Ja'-Kreis an und auch den
Stimmzettel für die Reichstagswahl!"265

Die Haslacher Nazis propagierten die demonstrativ offene Stimmabgabe, wodurch
das Wahlgeheimnis zur Farce wurde. Nur wenige Wähler wagten es, in
die Wahlkabine zu gehen, um ihre Wahlentscheidung geheim anzukreuzen.
Im Wahllokal standen nämlich zahlreiche NS-Funktionäre und uniformierte
SA-Leute, die jeden Wähler kritisch musterten, der die Wahlkabine aufsuchte
.266 Durch die Abgabe einer Wahlplakette an jeden, der seine Stimme abgegeben
hatte, konnte die Wahlbeteiligung zusätzlich überwacht werden. Diese
Plakette, auf der ein großes „Ja" und das Datum 12. 11. 1933 abgebildet
waren, mußte jeder, bevor er das Wahllokal verließ, anstecken.267 So konnten
die kontrollierenden SA-Posten auch optisch erkennen, wer noch nicht gewählt
hatte.

Überall in der Stadt wurde eine Volksfeststimmung erzeugt. Seit dem Ende
des Hauptgottesdienstes am Sonntagmorgen zog die Stadtkapelle mit klingendem
Spiel durch die Straßen und veranstaltete an verschiedenen Plätzen (Rathaus
, Fürstenberger Hof, Bahnhofsplatz) Platzkonzerte.268 Pausenlos marschierte
die Hitlerjugend durch die Stadt und rief im Sprechchor die Bürger
auf, ihre Stimme dem „Volkskanzler" Adolf Hitler zu geben.269

263 AK v. 13. 11. 1933.

264 KN v. 11. 11. 1933.

265 AK u. KN v. 11. 11. 1933.

266 Interviews Borho, Löffler.

267 KN v. 11. 11. 1933; Interview Löffler.

268 Schreiben der Stadt an die Stadtkapelle v. 9. 11. 1933, Verwaltungssachen XIII, 1/3, StAH.

269 AK v. 13. 11. 1933; KN v. 15. 11. 1933.

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