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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0264
Regierung, was Geck zu dem bissigen Kommentar veranlaßte: „Aber welche
Schicksalsfügung: die Tolerierungspolitik, an der sich die sozialdemokratische
Partei bei der Hindenburg-Wahl in der Disziplin der .Eisernen Front' beteiligte
, wird bestraft im Einverständnis jenes Herren, welchem die Arbeiterschaft
vor kurzer Zeit bei seiner Wiederwahl das Vertrauen schenkte!!" Für derlei
Betrachtungen war es nun allerdings zu spät, da die Sozialdemokraten die umfassenden
Machtbefugnisse des Reichspräsidenten kannten, die es ihm gestatteten
, den Reichskanzler auch dann zu verabschieden, wenn er das Vertrauen
des Parlaments besaß. Im übrigen hatten die nun enttäuschten Sozialdemokraten
Hindenburg nicht „toleriert", sondern aktiv dessen Wiederwahl betrieben
. Da konnte Geck nur noch vorwurfsvoll an die Versäumnisse nach der
Revolution erinnern: „Nun rächen sich die Sünden der dreizehnjährigen
Gleichgültigkeit deutscher republikanischer Demokraten!" und ironisch die
rhetorische Frage stellen: „Wo blieb die verfassungstreue Reichswehr, die
Justiz zum Schutze der republikanischen Verfassung und der mit demokratischen
Beamten besetzte Staatsapparat?" (4. 6. 32).

Geck rechnete damit, daß die kommende Reichstagswahl vom 31.7. Hitler
zur Herrschaft bringen werde, und obwohl er im „Alten" immer und immer
wieder darauf verwiesen hatte, was im Falle einer Machtübernahme durch den
Faschismus geschehen würde, unterliegt er einer gefährlichen Illusion: „Aber
Adolf L wird sich nicht lange der Diktatorherrlichkeit erfreuen. Wenn er seine
Arbeit als Bahnbrecher vollbracht, wird er von der Großkapitalmacht, welche
ihm die Kriegskasse gefüllt hatte, in die Versenkung gebracht". Aber er gibt
nicht auf, sondern knüpft seine Hoffnungen immer noch an eine gemeinsame
Kampffront der Arbeiterschaft. Am 30. 4. informiert der „Alte" über den
Aufruf der Kommunisten v. 25. 4. zur Bildung einer Einheitsfront: „Die
Kommunisten gehen allerdings noch nicht mit einem Schlag und vollen Segeln
zur Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten über". Noch feierte man jedoch
in Offenburg den 1. Mai in getrennten Veranstaltungen.

„Einheitsfront in Offenburg"

Aber bald darauf nahmen diese Bestrebungen Gestalt an: bei einer Besprechung
in der „Michelhalle", an der etwa 80 Anhänger der SPD, SAP, KP und
der freien Gewerkschaften teilnahmen, einigte man sich über ein gemeinsames
Vorgehen im Wahlkampf auf der Basis von folgenden Punkten: 1. Kampf gegen
den Faschismus, 2. Kampf gegen jeden Lohnabbau, Kampf für Erhaltung
und Ausbau des Tarifrechts, 3. Kampf für Erhaltung und Ausbau der Sozialgesetzgebung
, 4. Kampf gegen jeden imperialistischen Krieg. Die Organisation
wurde einem Siebenerausschuß übertragen (18. 6. 32). Dieses Programm
wurde am 28. 6. in einer gemeinsamen Wahlveranstaltung vorgetragen: „Man
schied unter dem befriedigenden Eindruck, daß hier eine vorbildliche Phalanx
gebildet wurde zur Wahrung der Volksherrschaft gegen die Junkergewalt und
zum Schutze der seit 40 Jahren erkämpften Sozialfürsorge in der deutschen

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