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hend beeindruckt haben, denn nach der Auflösung des Reichstags am 12. 9.
und Festsetzung von Neuwahlen auf den 6. 11. zitierte er unkommentiert einen
einmütigen Beschluß des szd. Parteiausschusses, „den Kampf einig und
geschlossen gegen Hitler, gegen seine kommunistischen Helfershelfer und die
Papen-Reaktion zu führen" (24. 9. 32). Distanziert verhielt sich Geck gegenüber
dem großen Streik vom 3.—7. 11. 32 in den Berliner Verkehrsbetrieben,
der unter Einfluß der komm. RGO ausgebrochen war und dem sich die Nat.
Soz. Betriebszellen-Organisation anschloß: „Wer staunt nicht? Die Nazisten
und Kommunisten vereinigen sich zu einem politischen Vorstoß" (5. 11.).
Während des Wahlkampfes hielt der „Alte" mit der Berichterstattung über
Versammlungen der Linken zurück oder berichtete über den ungenügenden
Besuch der SPD-Veranstaltungen mit Adam Remmele (22. 10.), dagegen fanden
mehrere Wahlversammlungen des von Geck sehr geschätzten Mitbürgers
Dr. Max Clauß von der Deutschen Staatspartei wohlwollende Beachtung.
Geck rügte lediglich den Vorwurf des ehem. Finanzministers Dietrich, der mit
Clauß zusammen im Dreikönigsaal sprach, daß Hitlers Forderungen diejenigen
Karl Liebknechts seien: „Es kommt der Bolschewistenpopanz wieder zur
Geltung!"
Die Wahl vom 6. 11. 32 brachte den Nat. Soz. einen Rückschlag mit einem
Verlust von 34 Sitzen im Reichstag, während die Deutschnationalen von 39
auf 54 Sitzen aufholen konnten. Nach der Zahl der Abgeordneten ging die
NSDAP von 37,8% auf 33,6% zurück, die SPD von 21,9 auf 20,7%, während
die KP von 14,6% (89 Sitze) auf 17,1% (100 Sitze) kam. Auch in Offenburg
verzeichnete die NSDAP gegenüber März und April 32 einen leichten Rückgang
; sie erhielt jetzt 3 310 Stimmen, die KPD 1 345, die SPD 895, das Zentrum
3 171.
Hitler lehnte es nach der Wahl ab, als Kanzler einer Mehrheitsregierung zu
fungieren. Papen demissionierte und General v. Schleicher wurde zu seinem
Nachfolger ernannt.
Wahlkampf — Terror
Das Wahlergebnis und die wachsende Unruhe innerhalb der NSDAP förderten
Gecks Optimismus: „So ist der Spuk der Hitler'sehen Heilsbotschaft im
Abflauen begriffen" (17. 12. 32). Doch die Nationalsozialisten demonstrierten
auch in Offenburg, daß ihre Kraft trotz der Einbußen noch ungebrochen
war. In einer Versammlung am 20. 1. 33 im Dreikönigsaal, wozu auch die
Kommunisten eingeladen worden waren, kam es zu einer wüsten Saalschlacht.
Von den Verletzten beider Seiten mußten sich 30 in ärztliche Behandlung begeben
, 3 Schwerverletzte kamen ins Krankenhaus. Wie es bei solchen Saalschlachten
üblich war, gingen auch eine Menge Stühle zu Bruch. Offenburg
war bisher von Exzessen dieser Art verschont geblieben: „Die Offenburger
Saalschlacht brachte unsere Stadt, die als Hort der Demokratie seit hundert
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