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und Deutschnationale erhielten zusammen 46,6%, Sozialdemokraten (8,6)
und Kommunisten (10,5) 19%.
Der,,Alte" wird,,bis auf weiteres" verboten
Am Tage nach der Wahl beantragte der Stadtrat Müllermeister Rombach, auf
dem Rathaus die Hakenkreuzfahne zu hissen, wie es anderwärts im Lande
auch geschehen sei. Da dem Oberbürgermeister Holler das Ansinnen nicht
wichtig genug erschien, um es zu einer gewalttätigen Störung kommen zu lassen
, konnte sie auch von den Nationalsozialisten auf dem Balkon angebracht
werden. Bürgermeister Blumenstock ließ sich daraufhin unter Abgabe einer
Erklärung, der sich der szd. Stadtrat Vestner anschloß, vom Dienst beurlauben
, da er in diesem Hause erst wieder arbeiten wolle, bis der rechtswidrige
Akt entweder legalisiert oder rückgängig gemacht worden sei. Während Geck
im „Alten" vom 11. 3. 33 über diesen Vorgang berichtete, schrieb der „Führer
" am gleichen Tag Walter Blumenstock etwas „ins Stammbuch", das gerade
Geck tief treffen und demütigen mußte. Die Parteizeitung erinnerte an die
Ereignisse von 1918, als „auch in Offenburg der glorreiche Umsturz von Subjekten
eingeleitet und dokumentiert wurde, um die man sonst einen großen
Bogen macht", als „die Horden der Arbeiter- und Soldatenräte" durch die
Straßen zogen, wie die gleiche Zeitung später jene Leute nannte, die sich so
große Verdienste im Chaos der Niederlage erworben hatten. Man kam zurück
auf die Ereignisse vom 4. und 5. 6. 1919, wo eine „Kundgebung des werktätigen
Volkes" (8. 6. 19) gegen Mißstände in der Versorgung der Bevölkerung
stattgefunden hatte, auf der auch Geck „in seiner bekannten Art der Verhetzung
" sprach („OZ" 5. 6. 19): „So erschien vor Jahren bei einer derartigen
Maskerade auf dem Offenburger Rathaus dieses Konglomerat von losgelassenen
Furien mit einer roten Fahne und hielt vom Balkon herab blutrünstige
Hetzreden", an denen sich die Genossen Stürzel und Bätz neben Bgm. Bührer
beteiligt hätten. „Bald darauf wurde wieder durch die Straßen gejault. Dem
alten Oberbürgermeister Hermann wurde sein Büro kaputt geschlagen von
den aufgehetzten Untermenschen und er selbst mit Indianergeheul hinter
roten Lappen in die ,Michelhalle' geschleift, wo er dem .souveränen Volk' Rechenschaft
ablegen mußte". Dies seien die Genossen des Herrn Blumenstock.
In dieser Kontroverse um die Haltung Blumenstocks konnte es nicht ausbleiben
, daß man sich jetzt auch für die konsequent antifaschistische Haltung der
Wochenschrift revanchierte: am 18. März schickte das Bezirksamt Polizisten
in die Graphische Werkstätte von F. Huber in die Kesselstraße, um dem Verleger
und Drucker mitzuteilen, daß die fällige Ausgabe Nr. 1 756 nicht fertiggestellt
werden dürfe, weil der „Alt Offeburger" auf Grund der Notverordnung
vom 28. 2. 1933 bis auf weiteres verboten worden sei.57 Geck eilte sofort zum
Bezirksamt, „um die Gründe der ihm unbegreiflichen Verfügung kennen zu
lernen. Der Herr Polizeiamtmann, der wahrscheinlich die Verfügung zu vertreten
hatte, wußte keine akute Veranlassung überzeugend anzugeben. Ihm
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