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flecht, wie an hohem Feiertag schöne Jungfern in rechtschaffenen Familien
und Gemeinden — und am Wassergräblein spielt und liebäugelt das Vergißmeinnicht
und der Weidenbusch."6
Es ist immer wieder darauf hingewiesen worden, daß Alban Stolz vor allem als
Heimatschriftsteller seine eigentliche, große Bedeutung besaß. Dabei blieb er
freilich der katholische Priester, der mit der Gabe seines sprachlichen Könnens
seinem Schöpfergott und dem Wohle der Menschen dienen wollte.
Über seine Zeit als Professor an der Universität in Freiburg, soll hier nur weniges
berichtet werden. Denn es gehört nicht zu unserem Thema heute und würde
diesen Beitrag sprengen. Er war von den anderen Universitätsprofessoren
schon deshalb nicht sehr beliebt, da er, zumindest zeitweise, die meisten Hörer
hatte. Soweit bekannt, war er eigentlich nur mit dem anderen großen Einzelgänger
an der Universität in Freiburg, nämlich mit Franz Josef Ritter von
Büß, befreundet.
Beide waren große Einzelgänger, die sich sowohl mit ihren Universitätskollegen
, wie auch mit dem Großherzoglichen Ministerium des Innern anlegten.
Man muß dies auf dem Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen Kirche
und Staat in jener Zeit sehen. Gefährlich wurde es, als Büß seine Schrift
veröffentlichte „Der Unterschied", in der er die Mißstände an der Universität
Freiburg bezüglich des Mißbrauchs der katholischen Stiftungen mit Akten
und Unterlagen vor der Öffentlichkeit anprangerte. Das Ministerium drohte
mit seiner Versetzung und Pensionierung. Nur der mutigen und sachlichen
Fürsprache seines Kollegen Alban Stolz hatte es Büß zu verdanken, daß das
Verfahren eingestellt wurde7.
Die Gemeinde Neusatz pflegt in dankenswerter Weise einen Spazierweg, von
dem überliefert ist, daß er von Alban Stolz gerne begangen wurde. Auf diesem
Weg findet sich ein einfaches großes Holzkreuz, auf dem in einer schlichten
Tafel festgehalten ist, daß dies der Lieblingsaufenthalt des Heimatschriftstellers
Alban Stolz war. Und auch heute noch ist der Blick von dieser Stelle aus
bezaubernd. Man hat von dort oben eine herrliche Sicht auf das Neusatzer Tal
und vor allem auf die Gemeinde Neusatz, aus deren Mitte die Kirche herausragt
. Dann mündet das Neusatzer Tal in die Rheinebene ein, und an klaren
Tagen ist in der Ferne das Straßburger Münster zu sehen.
Werke: Ein Verzeichnis der Schriften von Alban Stolz ist enthalten in dem Sonderheft
„Alban Stolz" der „Bühler Blauen Hefte" Nr. 2/1958, Bühl/Baden.
Als sein literarisch bestes Werk gilt der „Kalender für Zeit und Ewigkeit" 1843—1888
(mit Unterbrechungen). Die Gesamtheit der Kalender erschien später in 4 Sammelbänden
, deren Titel Alban Stolz selbst bestimmte: Kompaß für Leben und Sterben; Das
6 ebd.
7 A. Ehrenfried, F.J. Ritter von Büß. Zell a.H. 1977, S. 29
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