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ner Lage am Rande eines ausgedehnten Sumpfgebietes und am Beginn der
fruchtbaren Lößrücken. Ihn durchfließt ein Bach, dessen Hochwasser nur selten
zur Gefahr werden. Schon die Römer hatten die Vorzüge dieser Lage erkannt
, und der vor wenigen Jahren in der Nähe des Kirchplatzes gefundene
Wochengötterstein läßt vermuten, daß sich dort ein römisches Heiligtum befand
. Hier gab es, wie in der ganzen Ortenau, großen Reichsbesitz, der wahrscheinlich
aus der Zeit der fränkischen Konfiskationen (741—747) stammt.5
Zu ihm gehörte der Königshof in Sasbach, von dem bekannt ist, daß Kaiser
Otto III. dort am 22. 12. 994 weilte.6
Bei den engen Beziehungen zwischen staatlicher Verwaltung und kirchlicher
Organisation in jener Zeit kann angenommen werden, daß dieser Königshof
mitbestimmend war für die Gründung der Pfarrei Sasbach. Ihr hohes Alter
leitet man aus dem Patrozinium der Pfarrkirche her, die der hl. Brigida von
Kildare (um 453—523)7 geweiht ist. Der Kult dieser noch heute in Irland hoch-
vereehrten Frau wurde von den iroschottischen Mönchen auf ihren Missionsreisen
zum Festland gebracht. Sie gründeten auf einer Rheininsel unterhalb
von Straßburg das Kloster Hönau8, das auch in Sasbach begütert war. Diese
Pfarrei Sasbach war eine Großpfarrei und umfaßte neben dem Sasbach- und
dem Achertal den Gebietsstreifen zwischen Gebirge und Rhein, der dem Kloster
benachbart war. Die Seelenzahl muß gering gewesen sein, denn man errechnet
für die Zeit um 800 etwa 10 Menschen auf den Quadratkilometer9.
Wie lange die Pfarrei Sasbach von Hönau aus versorgt wurde, ist unbekannt,
ebenso wer danach ihre Leitung übernahm. Die Behauptung von J.B. Kolb10,
Hirsau habe die Nachfolge angetreten, läßt sich durch Urkunden nicht beweisen
. 1324 wurde Sasbach dem Kloster Schuttern inkorporiert, das bis zu seiner
Aufhebung 1803 dem Ort die Pfarrer stellte.
Zu dieser Urpfarrei gehörte auch Achern und das Achertal. Wohl ist in späterer
Zeit die Erinnerung daran verblaßt, doch gab es noch mancherlei Beziehungen
, die allein aus der früheren Zugehörigkeit zu erklären sind. So bezog
das Kloster Schuttern bis ins 18. Jahrhundert einen Teil des Zehnten von
(Nieder-)Achern wie auch von Lauf und Gamshurst, die wie die Gemeinden
des Sasbachtales einst zur Pfarrei Sasbach gehörten. Eine Urkunde, durch
welche dieses Einzugsrecht begründet wurde, gibt es nicht. Das Recht auf den
großen und kleinen Zehnten sowie die Rauchhühner mußten Heimburger,
Kirchengeschworene und die ganze Gemeinde bei der Übertragung der Pfarr-
5 H. Büttner, Franken und Alamannen in Breisgau und Ortenau. ZGO NF. 52/1939
6 Mon. Germ. DOIII 568 n. 157
7 Die Kirche führte bis ins 18. Jahrhundert den Namen St. Brid (St. Bridens Kirche). Diese Form ist noch heute
in Sasbach die Kurzform für Brigitta und leitet sich her vom Altirischen Brighid, Neuirisch Brid (Schreiben
der Irischen Botschaft vom 9. 2. 1983)
8 A.M. Burg, Kloster Hönau, in: Die Klöster der Ortenau, hrsg. von W. Müller. Die Ortenau 58./1978
9 W. Metz, Die Agrarwirtschaft im karolingischen Reich, in: Karl d. Gr. Persönlichkeit und Geschichte, hrsg.
von H. Beumann. Düsseldorf 1965
10 J.B. Kolb, Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großh. Baden, 3. Bd. 1816
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