http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0299
tenden Kirchenrecht ist ecclesia die Kirche eines bestimmten umgrenzten Gebietes
, die ein von dem zuständigen Bischof bestellter Geistlicher betreut. Zu
seinen Aufgaben gehört wesentlich die Messe zu lesen, die Sakramente, besonders
die Taufe zu spenden und die Toten zu beerdigen. Darum sind in der älteren
Zeit die Kennzeichen einer Pfarrkirche der Taufstein und der Friedhof,
später auch der Kirchturm. Doch um welche ecclesia handelt es sich in der angeführten
Stelle des Codex Hirsaugiensis, denn die päpstliche Steuerrolle vom
Jahre 1371 nennt für Achern 2 Pfarrkirchen: Acher sancti Johannis und
Acher sancti Stefanil4. Beide Kirchen liegen im heutigen Oberachern etwa 1/4
Stunde von einander entfernt, die eine links des Mühlbaches, die andere
rechts. Da die Quelle die Einzahl ecclesia verwendet, kann angenommen werden
, daß es damals in Achern nur eine Pfarrkirche gab, die mithin die älteste
war. Aber welche von den beiden war es?
Zwar wird in Urkunden vor 1371 von einer parochia in Achern, auch von einer
ecclesia gesprochen, doch ohne weitere Angaben. So gestattet Papst Innozenz IV.
1245 dem Magister Berthold, dem Rektor der Kirche in Achern, auf Bitten der
Markgrafen Hermann und Rudolf von Baden den gleichzeitigen Besitz von
mehreren Benefizien15. Der Ritter Bruno von Staufenberg verkaufte 1291 dem
Propst Heinrich von Allerheiligen Güter in der parochia Acheren.16 Während
aus den beiden genannten Stellen nichts Genaueres zu erfahren ist, bietet die
Bestätigungsurkunde von Papst Alexander III. für das Kloster St. Georgen im
Schwarzwald 1179 eine Möglichkeit zur Deutung17. Denn am 25. 1. 1318
wurde die ecclesia parochialis der bischöflichen Mensa in Straßburg
inkorporiert18. Aus anderen Rechtsgeschäften ist jedoch zu erkennen, daß es
sich bei ihr um die Stefanskirche in Oberachern handelte, die vordem dem
Kloster St. Georgen gehört hat. Mithin war St. Stefan bereits 1179 eine Pfarrkirche
. Zum ersten Mal erwähnt wird sie allerdings erst 1360 in einer Urkunde
des Klosters Allerheiligen, das in diesem Jahr einige Güter im Kirchspiel
St. Stefan erwarb19.
Auf Grund dieser Tatsache sind Reinfried wie auch Ruppert u.a. der Meinung
, daß St. Stefan die älteste Pfarrkirche von Achern sei. Die Johanneskirche
andererseits wird erstmals in einer Schenkungsurkunde der Junta Knierin
von Renchen genannt, die 1306 einige Güter apud St. Johannem Allerheiligen
vermachte20. Diese Kirche muß in Beziehung zum Renchtäler Adel gestanden
sein, denn der letzte Weltgeistliche, der an ihr Pfarrer war, bevor sie in den
Besitz von Allerheiligen 1410 überging, war Burkard von Schauenburg.
14 M. Barth, Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der Pfarreien des Bistums Straßburg im Mittelalter.
Archives de l'Eglise d'Alsace II. Bd. 1947
15 I.D. Schöpflin, Historia Zaringia Bd. 5,210. Freiburg 1763/66
16 GLA 67/1 59
17 Wirtembergisches Urkundenbuch Bd. II 166 Stuttgart
18 GLA 33 Kirchendienste Konv. 1, auch Ph. Ruppert, a.a.O. S. 102—103
19 GLA 67/1 1
20 GLA 67/1 57
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