http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0304
hunderts im Besitz der Pfarrei Oberachern, wurde dann verkauft, um mit dem
Erlös den Neubau der Pfarrkirche zu finanzieren. Heute wird es im Museum
of Fine Arts in Boston aufbewahrt. Bemühungen, es zurückzuerwerben, sind
gescheitert.
Mit dem Namen des Pfarrers Johannes von Bergzabern ist auch eine große
Veränderung der Pfarrei St. Stefan verbunden, die Errichtung der Pfarrei
Kappelrodeck durch den Bischof Ruprecht (Rupertus) von Bayern am 2. 7.
1447". Die Gründe waren pastoraler Art. Die Pfarrei St. Stefan erstreckte
sich bis in die Gegend des Mummelsees und Ruhesteins. Um die Gläubigen religiös
zu betreuen, vor allem um die Sterbenden gut auf den Tod vorzubereiten
, mußte der Pfarrer oft weite Wege zurücklegen, wobei er infolge Regen,
Schnee und Überschwemmungen oft zu spät kam, so daß der Sterbende un-
versehen verschied. Diesen Notstand trugen Johannes von Bergzabern und als
Vertreter der Gemeinde der damalige Bürgermeister von Kappelrodeck Johannes
Hund dem Bischof vor, und er gab seine Zustimmung.
Eine Kapelle hat es sicherlich schon lange vorher in dem Ort gegeben. Vermutlich
gehörte sie zum Georgenhof des Klosters St. Georgen im Schwarzwald,
der im Bereich der heutigen Pfarrkirche und ihrer Umgebung lag und 1318 an
den Bischof von Straßburg gekommen war. Diese Kapelle war bereits 1447 eine
ecclesia und besaß einen Taufstein und einen Friedhof. Das einzige, das
fehlte, um Pfarrei zu sein, war ein eigener Pfarrer, und den bewilligte der Bischof
durch seine Urkunde von 1447. Dazu wurde gestattet, daß die Pfarrkirche
einen Turm und Glocken besitzt. Als 1. Pfarrer ernannte Ruprecht den
aus der Mainzer Diözese stammenden Priester Wenzeslaus Fabri von Liech-
tenberg. Neben der Erfüllung seiner priesterlichen Aufgaben mußte er sich
verpflichten, im Ort zu wohnen. Ähnlich wie der Pfarrer von St. Stefan war
auch er ein vicarius perpetuus, da der eigentliche Pfarrherr der Bischof von
Straßburg war. Wohl um die Ehre der Mutterpfarrei nicht zu schmälern, erhielt
der Pfarrer von Oberachern das Recht, den von Kappelrodeck zu präsentieren
, worauf ihn der Bischof in sein Amt einsetzte. Auch sollte die neue
Pfarrgemeinde die Mutterpfarrei nicht vergessen. Darum mußte jedes Jahr an
Christi Himmelfahrt eine Prozession mit den Reliquien nach St. Stefan ziehen
. An ihr mußte sich von jeder Familie ein Mitglied beteiligen, das zum
Empfang der hl. Kommunion berechtigt war. Außerdem hatten die Teilnehmer
als Zeichen der früheren Zugehörigkeit einen Straßburger Denaren (Pfennig
) zu entrichten.
Da in Kappelrodeck noch keine Pfarrstelle eingerichtet war, mußten auch die
Einkünfte des Pfarrers festgelegt werden. Danach sollten ihm jährlich 50 fl
rheinischer Währung zur Verfügung stehen. Sie errechneten sich aus verschiedenen
Abgaben und Einkünften, wie Zehnten, Vermächtnissen, dem Zuschuß
35 Kirchliche Urkunden aus der Mortenau, mitgeteilt von Prof. Ruppert I. FDA 18/1886
302
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0304