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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 59
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Dann legt Hansjakob auch schon los: „Ganz wie bei uns in Deutschland, wo
der norddeutsche, singende und juckende Dialekt von zahllosen gebildeten und
ungebildeten Gigerln und Eseln in Süddeutschland mehr geschätzt wird als die
eigene, kernige und kraftvolle Sprache unserer alemannischen und fränkischen
Volksstämme." Während sich aber im Süden Frankreichs Widerstand
rege und sich dort Gesellschaften zur Erhaltung des Dialekts bildeten, kümmere
sich „bei uns Süddeutschen . . . kaum ein Mensch mehr um den Dialekt. Da
regt sich keine Katze für die Erhaltung und Wertschätzung der Volkssprache.
Im Gegenteil, in unseren Schulen, Amtshäusern, Gerichtshallen wird derselben
der Krieg erklärt und dieselbe verboten und verspottet.

Spricht einer bei uns vor Gericht preußisch, so hört der Amtsrichter andächtig
zu; redet aber ein Bauer in seinem Dialekt und der reserveleutnantliche Richter
oder Beamte, der bisweilen noch sogar ein Preuße ist, versteht die Rede nicht,
so wird der Mann angeschnauzt und ihm zugeschrieen, er solle .deutsch' sprechen
. Als ob nicht die Sprache des Bauern ein älteres, echteres Deutsch wäre
als der norddeutsche Jargon' des Herrn Schnauzmaiers, der seine Sprache
meist erst auf dem Exerzierplatz von den preußischen Unteroffizieren erlernt
hat!

Vernünftige Beamte sollten die Landleute auffordern, das, was sie vorzubringen
haben, in ihrem Dialekte zu sagen. Es käme viel eher die Wahrheit an den
Tag, und mancher Falscheid würde vermieden."

Gleich bekommen auch die Lehrer noch ihr Fett ab, wenn es heißt: „Von der
heillosen, majestätsverbrecherischen Sitte mancher Volksschullehrer, ihren
Kindern zu befehlen, vor Herrenleuten hochdeutsch zu reden, kommt es her,
daß Bauern, die in öffentlicher Stellung Reden halten sollen, nicht zum Anhören
sind und lächerlich dumm reden, weil sie dies nicht im Dialekt thun. Sie schämen
sich zu reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, weil man ihnen in der
Schule sagte, die Volks-Mundart sei ,wüst'.

Ich hörte von badischen Lehrern, die da meinten, den Dialekt könne man in
der Schule nicht pflegen, die Kinder lernten sonst nicht die hochdeutsche
Rechtschreibung.

Ich will diesen lächerlichen Einwand mit einem Beispiel abthun. — In der
Schweiz fällt es keinem Volksschullehrer. . . ein, in der Schule auch nur ein
einziges hochdeutsches Wort zu reden. Er und die Kinder verkehren lediglich
in dem urkräftigen, kerndeutschen ,Schwyzer-Dütsch', das in einem einzigen
Wort tausendmal mehr Mark hat als der preußische Sing-Sang in einer ganzen
Herrenhaus-Rede.

Es wird nun aber niemand zu behaupten wagen, die Schweizer könnten nicht
richtig hochdeutsch schreiberi. Sie können nicht bloß das so gut wie wir, sie
sind uns badischen Hochdeutschen im öffentlichen und im Geschäftsleben

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