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die Ehre, dem hohen Herrn gute Reise zu wünschen", des Posthalters genickt
hatte.
In Gengenbach macht der Modelleur beim Zwischenaufenthalt den entscheidenden
Fehler. „Pathetisch" ruft er dem Salmenwirt zu: „Wirt, bringen sie
uns drei Glas Magga!"
„Entschuldigen Sie, Herr Baron, Magga habe ich keinen, aber Malaga!" sagt
der Wirt.
Der Modelleur faßt sich schnell: „Ja, Malaga wollt' ich sagen; hab mich versprochen
", meint kleinlaut der Graf. Von dort ab heißt er der „Graf Magga".
Bei den Gefoppten des Grafen geht es wieder in der Mundart weiter. Der Posthalter
ist außer sich vor Wut, als er den Coup durchschaut: „Was, Herren",
brüllt er, „Du Viehkerle, Zeller und Fabrikler sind's gsi".
„Was sie gsi sind, isch mir glich", meint der Kutscher, der ein „herrenmäßiges
" Trinkgeld erhalten hatte.
Wir brauchen den Grafen Magga, dessen ganzen Lebensweg Hansjakob erzählt
, nicht mehr weiter zu begleiten. Wichtig ist nur, daß er in der Geschichte
nie Mundart spricht. Auch als er bei einem späteren Zusammentreffen mit
Hansjakob in Karlsruhe das Fazit seines Lebens zieht, tut er das in gewählter,
hochdeutscher Sprache: „Hätt' ich jene Zeiten nicht verpaßt, so müßte ich in
meinen alten Tagen nicht als Reisender umherziehen."
Hier sind wir weit von der kraftvollen Sprache der Hansjakobschen Bauern
und Bürger entfernt. Hier will Hansjakob wohl zeigen, daß nur die hochdeutsche
Sprache dem Geschehen und dem vornehmen Magga angemessen ist.
Absichtlich
Die Mundart ist, wie bei vielen anderen Autoren, so zum Beispiel bei Theodor
Fontane, eines der Stilmittel gewesen, die Hansjakob bewußt eingesetzt hat.
Unsere drei Beispiele sollten dies zeigen. Hansjakob hat es aber auch selbst
betont. In seinem Buch „Waldleute" stellt er den Dialekt der oberen Kinzigtäler
dem der unteren gegenüber. Die Afra in der Erzählung „Afra" sagt: „Meinet
ou Muatter, i han gestert, wo i ous der Vesper heim, a schös Liad g'lehret. . .
's Töse Ammrei, die im Untertal dienet hot, hot a ganz neu's Liad g'sunge und
des hau i g'lehret. . ."26
Hansjakob fügt hier eine Anmerkung bei: „Die oberen Kinzigtäler reden
mehr schwäbisch, wie hier die Afra, die unteren alemannisch. Ich lasse in dieser
Erzählung absichtlich die Leute abwechselnd Dialekt und hochdeutsch
reden."27
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