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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 76
(PDF, 91 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0076
Viel haben wir verloren. Vieles haben wir dem Fortschritt geopfert. Vieles
haben wir selbst zerstört. Aber wenn wir genau hinhören, erkennen wir, daß
viele unserer Mitmenschen noch wie selbstverständlich in der Mundart leben.
Daß sie einen Schatz hüten, dessen sie sich vielleicht gar nicht bewußt sind.
Hansjakob, als ein „Bewahrender", hat darum gewußt. Martin Heidegger,
der große Philosoph, hat in einem Beitrag „Hebel der Hausfreund" darüber
philosophiert: „Wann immer und wie immer der Mensch spricht, er spricht
nur, indem er zuvor schon auf die Sprache hört. Dabei ist auch das Überhören
der Sprache noch eine Art des Hörens. Der Mensch spricht aus jener Sprache
heraus, der sein Wesen zugesprochen ist. Wir nennen diese Sprache: die Muttersprache
."29

Heinrich Hansjakob, der große Sohn Haslachs, wußte um die Muttersprache,
die für ihn die alemannische Mundart war. Auf sie hat er immer wieder hingewiesen
. Sie legt er uns auch heute noch verpflichtend ans Herz.

Die Haslacher werden anläßlich des 150. Geburtstages ein Denkmal zu Ehren
Hansjakobs errichten. Wie immer es auch aussehen mag: wird ein Satz in der
von Hansjakob so geliebten Mundart darauf stehen? Wie hatte doch Hansjakob
in der „Kartause" geschrieben: „Wenn's so fortgeht, wird in fünfzig
Jahren ein großes Stück alemannischen Sprachgebiets dem norddeutschen
Dialekt gewichen sein. Und wenn der Dialekt in Baden in den Schulen behandelt
wird wie seither, so geht's bei uns gerade so, und unsere Schwarzwälder
werden nach einigen Jahrzehnten preußisch reden und von ,juter Butter' und
von .schönem Wein' sprechen."30

Mir awr, ihr liäwi Lit, mir welle au jetz noch e Butterflade esse un e gueter Wiin
sirpfle. Oder amend nit?

Das Bildmaterial wurde vom Hansjakob-Archiv in Haslach zur Verfügung
gestellt.

Anmerkungen

1 Brucker, Philipp: Die Schwarzwälder Bauern bei Johann Peter Hebel, Heinrich Hansjakob
und August Ganther, in: Die Ortenau 65/1985, S. 83

2 Hildenbrand, Manfred: Heinrich Hansjakob als Pazifist, in: Allmende — Eine alemannische
Zeitschrift. Sigmaringen, Heft 3/1983, S. 74

3 Locher, Irmgard, zitiert in: Wirtschaft im Südwesten. Zeitschrift der IHKs Hochrhein-Bodensee
, Schwarzwald-Baar-Heuberg, Südlicher Oberrhein. Heft 1/1987, S. 31

4 Barho, Max: Erinnerungen an den Schwarzwälder Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob,
in: Der Altvater, Heimatblätter der „Lahrer Zeitung". 36/1939 (dort der Besuch Lieberts in
Freiburg)

5 Nietzsche, Friedrich: Unzeitgemäße Betrachtungen, in: Nietzsches Werke, Band LI. Taschen-
Ausgabe, Alfred Kröner Verlag. Stuttgart, 1921

6 Hansjakob, Heinrich: In der Karthause. Stuttgart 1901, S. 178

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