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kenntnis" hinweg, doch seine ganz besondere Würdigung ihres Briefes mit
dem diplomatischen Hinweis auf dessen Stilistik erscheint als ein bemerkenswertes
Zeugnis seines menschlichen Verständnisses:
„Geehrte Frau!
Ich war in der letzten Zeit so angestrengt, auch dienstlich, daß ich Ihnen erst
heute sagen kann, wie Sie mich durch die Zurücksendung der 10 M blamiert
haben. Aber ich leide seelisch an Zwangsvorstellungen — Gedanken wider
Wille und wider die Logik — daß ich oft etwas tun muß, was ich bleiben lassen
könnte. Aber etwas müssen Sie doch annehmen. Ich schicke Ihnen nächste
Woche die illustrierten Ausgaben von Jugendzeit, Studienzeit, Wilde Kirschen
und Schneeballen, die Sie alle bisher nicht illustriert haben.
Ich habe in Ihrem Brief Ihre stylistische Gewandtheit bewundert. Sie könnten
jeder Zeitung als Chefredakteur vorstehen. Ihr Brief ist in meine
Correspondenzen-Sammlung aufgenommen, die viele Bände enthält und nur
die besten Briefe.
Ich schreibe nicht gerne Briefe, darum will ich in diesem auch zugleich Ihrem
Gatten danken für seinen Brief und Ihrer Tochter für die ,Mattengele' (?).
Mit besten Grüßen allerseits Ihr ergebenster Hansjakob."
Anmerkungen
1 Vgl. dazu Erwin Dittler, Adolf Geck und Heinrich Hansjakob. In: Heinrich Hansjakob. Festschrift
zu seinem 150. Geburtstag. Hrsg. von der Stadt Haslach i.K., Red.: Manfred Hildenbrand
, 1987
2 GLA 69 N 1 Fasz. 963
3 Badische Landesbibliothek, der wie dem GLA für freundliche Unterstützung gedankt sei
4 Zit. bei Gerhard Szczesny, Die Zukunft des Unglaubens. 1965, S. 210
5 Die Eheschließung der am 27. Juni 1865 in Freiburg i.Br. geborenen Witwe Anna Marie
Schretzmann, geb. Moßmann mit dem am 9. Februar 1854 in Offenburg geborenen Ernst
Adolph Geck fand am 23. September 1892 in Frankfurt a. M. statt. Trauzeugen: August Bebel
und L. Opificius
6 GLA 69 N 1 Fasz. 2683
7 Rosa Luxemburg an Freya Geck, 23. 6. 1913; an Marie Geck, 10. 10. 1913 (freundl. Mitt. von
Ingrid Nückel)
8 Über ihn: Sepp Schülj, Dr. Otto Walther, der Gründer des Sanatoriums Nordrach-Kolonie.
1. 8. 1855 — 6. 4. 1919. In: Die Ortenau 49 (1969)
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