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In hochpoetischer, an Konrads von Würzburg .Goldener Schmiede' orientierter
Ausdrucksweise kann es schließlich heißen:
144 so hatt er mit dem schilte
geworben ritterlichen pris
und blueget als daz mandel ryß
an tugent und an ere.
Er hat im Kampf solch ritterlichen Ruhm erworben, daß er wie ein Mandelzweig in Blüte
steht: an Tapferkeit und Ansehen.
Zur vollen höfischen Geltung bedarf ein Ritter, der im Kampf „alle zit nach
eren rang" (Z. 36), auch der standesgemäßen Ehefrau.
Deshalb wird Herr Petermann von „brüedern unde mage"gebeten:
654 sü sprachen: .lieber frünt, du hast
eren und ovch guotes vfl;
so ist es ovch wol uff dem zQ,
daz du solt ein e wip han,
die dinen eren wol gezan.
Sie sprachen: .Lieber Freund, du bist angesehen und reich. Daher ist es für dich an der
Zeit, eine Ehefrau zu nehmen, die deinem Rang entspricht.'
Es ist nicht nur — ja, nicht einmal in erster Linie — die Teilhabe am Glanz der
höfisch-ritterlichen Damenwelt, die durch die Hochzeit erreicht werden soll:
es ist die Sorge um den Fortbestand des Geschlechts, der nur so zu erreichen
ist.
660 du bist ein helt so ritterlich,
soltestu vor zite gan
und keinen erben nach dir lan,
daz wer uns allen schand und leit.
Du bist ein so stattlicher Ritter; solltest du frühzeitig sterben und keinen Erben hinterlassen
, so würde uns das Schmach und Trauer bringen.
Die Dame erhält durch die Heirat Anteil an der ,ere' ihres ritterlichen Gatten:
sie teilt seinen Status.
Ritter Petermann weist darauf hin, als er versucht, dem König die Heirat mit
der ,,muome" auszureden:
914 die maget edel und vin,
die sond ir geben einem man,
der sü mit eren wol mag han
und ir ovch gemaesse sy,
won ir geburt ist hoch und fry;
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