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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 118
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Dasselbe gilt für seinen Gebrauch des Wortes Bescheidenheit', das in den
ersten 15 Zeilen der Erzählung dreimal erscheint (Z. 1—5—15).

Bescheidenheit' ist von Haus aus ein Wort der Gelehrtensprache, ist ein theologischer
Begriff. Sein Vorläufer ist die .undirscidunga' des Trudperter
Hohenliedes.

In den mittelhochdeutschen Epen findet sich das Substantiv außer im ,Peter
von Staufenberg' nur noch in Gottfrieds Tristan und im Trojanerkrieg des
Konrad von Würzburg.

Das lateinische Vorbild für Bescheidenheit' ist .discretio', und zwar sowohl
,discretio veri et falsi' als auch ,discretio boni et et mali'.

Kraft dieser „,Verzahnung des Ethischen mit dem Intellektuellen"29 meint
Bescheidenheit' im Prolog des ,Peter von Staufenberg' sowohl die intellektuelle
Fähigkeit, die ,ofentüre' gern und richtig zu verstehn, als auch die
ethische Kraft, nach den Tugenden ,zuht, trüwe, milte, ere' und wiederum
Bescheidenheit' zu streben und sie zu verwirklichen.

Wer als Hörer oder Leser der ,ofentüre' über die Tugend der Bescheidenheit'
verfügt, den führt die Lektüre zum ,summum bonum', weil er zugleich mit der
intellektuellen Fähigkeit der Einsicht in die Bedeutung des Gelesenen auch die
ethische Kraft besitzt, dem Vorbild nachzueifern.

Für die Jungen lüt' um 1300 heißt das, bereit zu sein, in einem kämpferischen,
ritterlichen Leben .nach eren zu werben.'

Der Verfasser

Der Gebrauch der Begriffe ,ere' und Bescheidenheit' im ,Peter von Staufenberg
' und die auf ,imitatio' gerichtete Erzählabsicht des Autors lassen uns abschließend
die Frage nach dem Verfasser der Erzählung neu stellen.

In der Regel wird der im Epilog der Druckfassung genannte, herr eckenolt' als
Verfasser betrachtet:

1153 d Die [= Maria] thuo vns ir hilfe schein
Vnd sey vns armen sündern holt
Das wünschet vns herr eckenolt.

Maria erweise uns ihre Hilfe und sei uns armen Sündern gnädig. Das wünscht uns Herr
Egenolt.

Dieser Eckenolt oder Egenolf wird mit einem 1273, 1285 und 1320 urkundlich
erwähnten und 1324 als verstorben bezeugten Egenolt von Staufenberg in Verbindung
gebracht.

„Nun ist ein Mortenauer Egenolf aufzuweisen, der wie kein anderer Beruf zu
solcher Dichtung hatte, ein Egenolf von Staufenberg. Der lebte bis 1320, war

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