http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0133
Chronogramme aus der Barockzeit in Gengenbach
Julius Roschach
In der Barockzeit, im 17. und 18. Jahrhundert haben Bildhauer bei Inschriften
an Denkmälern und auf Epitaphen gerne sogenannte Chronogramme verwendet
. Chronogramme sind Zeitinschriften in lateinischen Sätzen, in denen
hervorgehobene Großbuchstaben, die römische Ziffern sind, das Jahr des
Ereignisses angeben. Meist ist es ein Vers (Hexameter), der Chronostichon,
oder ein Distichon, das Chronosdistichon heißt. In Chronogrammen kommen
nur einfache römische Zahlen vor, jedoch keine Zahlenverbindungen wie z. B.
IV oder VI oder IX u.ä.
Aus dem lateinischen Text werden die Großbuchstaben herausgeschrieben.
Man beginnt mit dem größten Zahlenwert (M = 1000) und reiht die folgenden
in der Wertigkeit absteigend ein. Die Plazierung der römischen Ziffern im
lateinischen Text spielt hierbei keine Rolle, z. B. kann ,,M" am Schluß stehen.
So ergibt als Beispiel das Chronogramm auf den Hubertusburger Frieden
(Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 zwischen Preußen und Österreich):
Aspera beLLa sILent: redllt bona gratla
paCIs, o sl parta foret seMper In orbe qVIes!
Der bittere Krieg schweigt. Zurückgekehrt ist
die beglückende Gunst des Friedens, oh wenn doch
auf der ganzen Erde immer Frieden wäre!
Folgende römische Zahlen: M = 1000
D = 500
C = 100
LLL = 150
V = 5
IIIIIIII = _8
zusammen die Jahreszahl 1763
Auch in Gengenbach sind Chronogramme aus dem 18. Jahrhundert vorhanden
. Sie alle sind in Denkmalinschriften oder Epitaphen zu finden, wovon
die meisten dem Barockbildhauer Peter Schwab zuzuschreiben sind, der 1733
in Dettingen bei Horb geboren wurde, von 1760 bis 1791 in Gengenbach wirkte
und Schwager des Gengenbacher Baumeisters Viktor Kretz war. Bezüglich der
lateinischen Texte bediente sich Schwab sicherlich der lateinischen Sprachkenntnisse
der Mönche der Reichsabtei oder des damaligen Leutkirch-
priesters.
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